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Tickernatives (VII):

Von Göttern und Töchtern

In dieser Rubrik fasst ALTERNATIVESINDUSTRIES meist einmal pro Woche nur einige kurze Meldungen, namentlich auch von der Produktseite, aus dem globalen, schier unüberschaubaren Ozean der Private Markets mit einem groben Deutschland-Filter tickerartig zusammen. Heute: BlackRock umarmt die neue Tochter, ein Europäer langt zu, Blackstone gleich zweimal, Sienna zeigt Gespür für das Timing, möge sie in gute Hände kommen … und wie üblich gilt: Vorsicht mit den Zahlen!

Sienna Investment Managers (14. März): Sienna IM announces the Launch of a Private Credit Corporate Financing Strategy focused on European Defence-related Smes and Mid Caps.“

Die französisch-kanadische Sienna IM Europa geht offenbar mit der Zeit. Jedenfalls stimmt das Timing (und der Name auch): Das Haus hat sein seit jeher auf das mittlere Marktsegment fokussiertes Private-Debt-Angebot ausgebaut und mit dem „Héphaïstos1“seinen ersten Fonds aufgelegt, der auf europäische KMU und Midcaps im Verteidigungssektor zielt, v.a. in Deutschland, Italien und Frankreich. Angepeiltes Kampfgewicht des Art-8-Fonds: 500 Mio. bis eine Mrd. Euro.

Sienna verweist darauf, dass die Zulieferer großer Defence-Konzerne eine zentrale Rolle in der fragmentierten Lieferkette der europäischen Verteidigungsindustrie spielen und steigenden Finanzierungsbedarf haben, um den Produktionsanstieg zu bewältigen: Modernisierung von Produktionsanlagen, Beschleunigung von Fertigungsprozessen, Umsetzung externer und organischer Wachstumsprojekte …

Ausgeschlossen sind Finanzierungen von Aktivitäten, die durch internationale Verträge untersagt werden, denen Frankreich und Italien beigetreten sind.

Laurent Dubois, Sienna IM.

Laurent Dubois, Managing Director Private Credit bei Sienna kommentiert: „In einer Zeit, in der die Mobilisierung öffentlicher und privater Finanzakteure für die Sicherheit und den Frieden in Europa von entscheidender Bedeutung ist, ergreift Sienna IM mit der neuen Finanzierungsstrategie proaktiv die Initiative – ohne auf politische, regulatorische oder gesetzliche Entwicklungen zu warten.“

Sienna IM ist Teil der börsennotierten Investmentholding Groupe Bruxelles Lambert (GBL) und verwaltet rund 40 Mrd. Euro AuM.

BlackRock/Preqin (3. März): „BlackRock establishes Preeminent Private Markets, Technology, and Data Provider with Close of Preqin Acquisition.“

Die große Mutter und ihre jüngste neue Tochter melden Vollzug: Die im Juli 2024 angekündigte Übernahme des Datenhauses durch den größten Asset Manager der Welt ist abgschlossen.

BlackRock verweist in der Mitteilung auf den offenkundigen strategischen Hintergrund der Akquisition: durch die Kombination von Anlage-, Technologie- und Datenlösungen in einer Plattform die gesamten Portfolios der Kunden betreuen zu können – in notierten Assets wie auf den Private Markets.

Preqin soll dabei als eigenständiges Angebot ebenso weiter verfügbar bleiben wie auch als in Aladdin und eFront integriertes Angebot. Den Markt des Datensegments der Alternatives sieht man bis 2030 auf 18 Mrd. US-Dollar anwachsen (Preqins Umsatz – 220.000 Nutzer – war für 2024 mit 240 Mio. US-Dollar erwartet worden).

Ungeachtet der stürmischen Entwicklung der Private Markets (Volumen laut Preqin 30 Bio. USD bis 2030) sieht man diese durch mangelnde Transparenz unnötig eingeschränkt. Preqin-Gründer Mark O’Hare, jetzt Vice Chair bei der neuen Mutter, dazu: „Jahrzehntelang fehlten den Anlegern auf den privaten Märkten die zuverlässigen Daten, die sie brauchten, um fundierte Entscheidungen zu treffen und private Vermögenswerte in großem Umfang in ihre Portfolios einzubinden. Durch die Verbindung von Preqin mit dem Technologieangebot von BlackRock sind wir noch besser in der Lage, diese Herausforderung zu meistern und unseren Kunden zu helfen, vielfältigere und widerstandsfähigere Portfolios aufzubauen, indem wir ihnen die Transparenz und die Erkenntnisse liefern, die sie suchen.“ Nun, grundsätzlich hat er recht, en détail übertreibt er allerdings wohl etwas ganz im Sinne der eigenen Bedeutung. Schließlich kann man annehmen, dass die meisten der über 10. Bio US-Dollar AuM allein in den drei alternativen Segmenten Private Equity, Infrastruktur und Private Debt durchaus aufgrund fundierter Entscheidungen getroffen worden sind. Sollte man zumindest hoffen.

Wie dem auch sei, BlackRocks COO Rob Goldstein kommentierte: „BlackRock erfindet sich ständig neu und entwickelt sich kontinuierlich weiter, um den sich schnell ändernden Bedürfnissen unserer Kunden gerecht zu werden.“ Besieht man sich die Akquisitionen, die BlackRock seit der IShares-Übernahme getätigt hat, könnte er recht haben.

Blackstone (7. März): „Blackstone announces $8 Billion final Close for Latest Real Estate Debt Strategies Fund.“

Blackstone (26. Februar): „Blackstone announces $5.6 Billion final Close for Blackstone Energy Transition Partners IV at Hard Cap.

Die Alternatives-Industrie ist auf der Fundraising-Seite nicht wirklich arm an Erfolgsmeldungen, das gilt namentlich für die großen US-Player („Seven Sisters“), zuweilen aber auch für den ein oder anderen Europäer.

Blackstone hat nun gleich zweimal zugelangt: Für den jüngsten Real Estate Debt Fonds „BREDS V“ hat man rund 8 Mrd. US-Dollar eingesammelt (Blackstone vermeldet nun 77 Mrd. US-Dollar AuM in RED, 315 Mrd. in Immobilien insgesamt).

Bei dem auf die Energiewende ausgerichteten PE-Fonds „BETP IV“ musste man sich mit 5,6 Mrd. US-Dollar zufrieden geben (plus 33% zum Vorgängerfonds). Blackstone Energy Transition Partners, das auf Energie fokussierte PEGeschäft verwaltet ca. 23,5 Mrd. US-Dollar AuM.

CVC (4. März): „CVC closes third Generation Strategic Opportunities Fund at €4.61 Billion.“

Auch Kontinental-Europäer können Mittel einsammeln, das ist zwar nicht so häufig der Fall wie bei Amerikanern und Briten, aber gerade die Franzosen sind hier emsig.

Nun haben die Luxemburger von CVC Capital Partners ihren PE-„Strategic Opportunities III“mit immerhin 4,61 Mrd. Euro Kampfgewicht geclosed. Als Ziele nennt man „hochwertige, stabile Unternehmen mit im Vergleich zu traditionellen PE-Mandaten attraktiven Risiko-Rendite-Profil über einen längeren Anlagehorizont in Europa und Nordamerika“. Der Fonds soll dabei längere Haltedauern als bei PE-Deals üblich anstreben.

CVC, selbst in Amsterdam notiert, vermeldet in PE, Secondaries, PD und Infra mittlerweile 220 Mrd. Euro AuM.

PitchBook (4. März): „2024 Annual Global Private Market Fundraising Report.“

Das auch bei den Daten zu den Private Markets stets virulente Thema der Abgrenzungsfragen – hier fällt es erneut auf:

PitchBook vermeldet für 2024 ein vorläufiges Fundraising aller Secondaries-Fonds von 102 Mrd. US-Dollar – ein neues ATH nach dem Rekord von 2020 (95 Mrd.).

Die Preqin-Kollegen hatten dagegen jüngst für 2024 „nur“ 65,2 Mrd. US-Dollar in den Secondaries von Private Equity, Private Debt, Immobilien und Infrastruktur registriert, 37% weniger als die insgesamt 104,1 Mrd. US-Dollar von 2023.

In einer so vielfältigen Welt wie den Alternatives ist es kein Wunder, dass es hier zu Abweichungen kommt. Wir haben das jüngst schon bei Private Debt gesehen, bei GP-Led Secondaries wie bei Private Equity. Das gilt es beim Vergleich von Zahlen immer zu berücksichtigen.

PAI Partners (3. März): „PAI Partners enters partnership with Motel One to accelerate international growth.“

Zum Schluss doch noch Deutschland, wo aber wie meist nur Portfoliounternehmen eine Rolle spielen, so auch heute:

PAI Partners vermeldet eine strategische Partnerschaft mit der von Dieter Müller geführten Motel One Group. Vermeldetes Ziel: die nächste Phase des internationalen Wachstums zu unterstützen. PAI wird sich hierzu mit 80% am operativen Geschäft der Motel One Group beteiligen. Gründer Müller bleibt Chef der Kette (und wird außerdem den zuvor abgespaltenen Immobilienarm weiterentwickeln).

Gegründet im Jahr 2000, vermeldet Motel One allein für 2024 mehr als 10 Mio. Gäste. Ursprünglich auf DACH fokussiert, betreibt man heute 99 Hotels in 13 Ländern. PAI, 28 Mrd. Euro AuM, hat Erfahrung mit Hotels, waren die Franzosen doch schon bei B&B Hotels, Roompot und der European Camping Group engagiert.

Nun, dann hoffen wir mal, dass Motel One in guter Hände kommt. Der Autor ist jedenfalls ein ausgesprochener Fan und schätzt Stil und Design, Preis-Leistung, Sauberkeit, Freundlichkeit des Personals und vor allen Dingen die absolute Verlässlichkeit; er war in den letzten Jahren sicherlich viele Hunderte Male dort zu Gast. Erinnerung an irgendwelche Unannehmlichkeiten? Keine.

Die Bar des Motel One in Dresden. Foto: Baz.