Das Forum für die deutsche Private Markets Community

Tickernatives (IV):

Zwischen Rekorden und existenzieller Bedrohung …

schwanken die Meldungen von den Private Markets in diesen Wochen: In dieser Rubrik fasst ALTERNATIVESINDUSTRIES in unregelmäßigen Abständen nur einige kurze Meldungen, namentlich auch von der Produktseite, aus dem globalen, schier unüberschaubaren Ozean der Private Markets mit einem groben Deutschland-Filter tickerartig zusammen. Heute: Wer viele Dutzend Milliarden eingesammelt hat, welche Franzosen sich noch ein Dessert nach der üppigen Hauptspeise gönnen, wo weniger Optimismus herrscht. Und Infra muss ja nicht immer illiquide sein. On Stage heute Berenberg, Stepstone, Ardian, Ares, Blackstone und First Sentier … und ein ganz klein wenig Deutschland.

Ares (14. Januar): „Ares Management Raises €30 Billion for European Direct Lending Strategy.“

Ardian (16. Januar): „Ardian raises record $30 billion for world’s largest-ever secondaries platform.“

Ardian (21. Januar): „Ardian secures record €3.2bn for sixth-generation Expansion fund.“

Hier werden ganz schöne Blöcke eingeschlagen. Zum ersten hat die Ares Management Corporation (eine der von so getauften „Seven Sisters“) das Closing seines sechsten gemischten europäischen PD-Fonds Ares Capital Europe VI bekannt gegeben:

Gesamtzusagen von 17,1 Mrd. Euro, sichtlich über der Zielgröße von 15 Mrd. Euro und um mehr 50% schwerer als sein Vorgänger Ares V. Einschließlich der damit verbundenen Vehikel und der Hebel werde das gesamte verfügbare Kapital für die europäische Direct Lending-Strategie voraussichtlich etwa 30 Mrd. Euro betragen – laut Ares der bisher größte institutionelle Fonds im globalen Dircet Lending ever.

Zusammen mit dem im Juli 2024 eingesammelten Gesamtkapital von 33,6 Mrd. US-Dollar für seinen Senior Direct Lending Fund III („SDL III“), ebenfalls einschließlich verbundener Vehikel und Hebel, verweist Ares für seine SDL III- und ACE VI-Strategien nun auf rund 64,5 Mrd. US-Dollar neues Kampfgewicht. Insgesamt verwalten die Kalifornier mittlerweile über 460 Mrd. US-Dollar.

Private Debt ist ohnehin in starkes Segment in diesen Jahren, aber Secondaries offenkundig nicht minder:

Der zweite im Bunde ist jedenfalls Ardian. Die Franzosen – die angeblich erwägen, selbst public zu gehen – haben nun, wie schon kurz vermeldet, ebenfalls einen Rekord aufgestellt, nämlich mit 30 Mrd. US-Dollar den bis dato größten Secondaries-Fonds geclosed zu haben. Fokus: Nordamerika und Europa. Der neunte Secondaries-Fonds Ardians ist um gut 50% größer als der Vorgänger von 2020, schon zu 50% deployed und hat 465 LPs aus 44 Ländern – von Staatsfonds von bis Private Wealth, letztere nun mit einem Anteil von 22%.

Aber wer sagt denn, dass bei 30 Mrd. Immer Schluss sein muss? Mehr geht schließlich immer, scheinen sich die Franzosen gesagt zu haben, und vermelden kurz nach dem Secondaries-Riesen gleich das nächste Closing: 3,2 Mrd. Euro für den neuen PE Ardian Expansion Fund VI (AEF VI), 200 LPs aus 28 Ländern, Fokus auf mittelständische, inhabergeführte, wachstumsstarke Branchenführer, Transaktionen von 50 bis 300 Mio. Euro, nach acht Deals bereits zu 33% deployed.

Erinnert sei auch nochmal daran, dass Ardian jüngst erst Anfang Januar außerdem ihren ersten Conti-Fonds geclosed hat, als Single-Asset rund um den Kühlungsenergiedienstleister Syclef. Zum Volumen wurden keine Angaben gemacht.

Insgesamt verwalten die Franzosen nun knapp 180 Mrd. AuM.

Es ist eigentlich nur eine Fußnote, soll aber erneut betont werden: Dass französische Akteure (von den angelsächsischen ganz schweigen) in diesen Jahren in ihrem institutionellen Finanzwesen derartige Fortschritte machen – sei es im Custodian/Asset Servicing (BNP Paribas, Caceis), auf den Private Markets (Ardian) oder im Asset Management insgesamt (Amundi) – sollte jedem, der in Deutschland industriepolitische Verantwortung trägt, stark zu denken geben. Und Deutschland ist derzeit bekanntlich nicht in einer Phase seines Schaffens, in der es diese Defizite aufholen könnte, im Gegenteil.

StepStone (13. Januar): „Group Closes Inaugural Infrastructure Co-investment Fund, Surpassing $1 billion.“

Auch StepStone hat gutes Geld eingesammelt: Die New Yorker konnten just das Closing ihres StepStone Infrastructure Co-Investment Partners 2022 (SICP) bei 1,4 Mrd. US-Dollar (inkl. Separate Accounts) vermelden.

Ziele des Fonds: Core-Plus- und Value Add mit Fokus auf langfristige Trends wie Energiewende, Wachstum der digitalen Konnektivität und KI.

StepStone – Kampfgewicht ca. 680 Mrd. US-Dollar AuM – hat in den letzten drei Jahren durchschnittlich 13 Mrd. US-Dollar p.a. in Infrastruktur investiert.

PitchBook (20. Dezember): „Funds-of-funds swallow their worst year in fundraising in a decade and a half.“

Genug der Rekord-Meldungen, hier eine etwas weniger optimistisch stimmende Meldung:

PitchBook berichtet, dass Alternatives-Dachfonds das Jahr 2024 mit dem niedrigsten Fundraising seit 16 Jahren abschließen könnten.

Das von Dachfonds insgesamt aufgenommene Kapital sank im Zeitraum der letzten 12 Monate um 44,5% und lag damit an zweiter Stelle nach Immobilien (die in den größten Einbruch verzeichneten).

Quelle: PitchBook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Jessica Hamlin, Senior Funds Columnist bei PitchBook, schreibt sogar, dass sich in vielen Segmenten das Raising verlangsamt habe, aber bei FoF the Decline in Commitments signals a more existential Threat to the Strategy.“ Als Grund führt die Expertin u.a. das Aufkommen Evergreen-und halbliquider Vehikel an, die ein ähnliches Engagement in einer Fonds-Auswahl ohne die lange Kapitalbindung bieten.

Berenberg (23. Januar): „Berenberg Green Energy Debt Fonds stellen eine Unitranche-Finanzierung für ABO Energy bereit.“

Berenberg – ohnehin sehr aktiv in den Erneuerbaren hat in dem Segment erneut eine Unitranche-Finanzierung vergeben.

Empfänger: Der Projektentwickler ABO Energy, dar damit die Bauphase von drei Solarparks in Ungarn mit einer Gesamtkapazität von 55 MW-Peak realisiert.

Die Finanzierung wird von den Berenberg Green Energy Debt Fonds bereitgestellt, welche von Berenberg in der Rolle des Investment Advisors verwaltet werden.

Die Transaktion stärke nicht nur die Partnerschaft zwischen Berenberg und ABO Energy, sondern unterstreiche auch die Expertise der Bank bei der Bereitstellung von Finanzierungen für sich entwickelnde Märkte mit hohem Wachstumspotenzial im Bereich der Erneuerbaren, teilten die Hamburger mit.

Torsten Heidemann, Head of Infrastructure & Energy bei Berenberg, betont: „Mit Polen ist Ungarn führend in der Solarstromerzeugung in Mittel- und Osteuropa“.

Reuters (22. Januar): „Permira, Blackstone weigh multi-billion-euro Mobile.de IPO, sources say.“

Oben war bereits von der Dynamik der französischen Asset Management-Industrie die Rede. Aber: Zum Schluss kommt heute zum einzigen Male auch Deutschland vor. Wie stets nicht als Akteur, sondern als Objekt – und das auch nur in der Rolle des Töchterchens einer norwegischen Mutter:

Ungenannten Marktbeobachtern zufolge sollen Permira und Blackstone einen milliardenschweren IPO von Mobile.de planen

Mobile.de ist eine Tochter der norwegischen Adevinta, die 2023 für 13,1 Mrd. US-Dollar durch die beiden PE-Akteure übernommen worden war. Spekulationen zufolge könnte ein solcher IPO ein Volumen von bis zu 10 Mrd. Euro umfassen.

Nun zum Schluss von den Private Markets zu den Liquiden:

First Sentier Investors (20. Dezember): „Global Listed Infrastructure 2025 Outlook.“

Palladio hat jüngst einen Blick in die Infrastruktur-Zukunft gewagt, mit dem Fokus auf Illiquide. Infrastruktur geht aber natürlich auch liquide, und hier unternimmt First Sentiers Peter Meany, Head of Global Listed Infrastructure, den Ausblick 2025; in aller Kürze:

  • 2024: gutes Jahr für globale notierte Infrastrukturunternehmen. Starke Gewinne im Bereich Energie-Midstream, Verbesserung der Gewinnwachstumsaussichten für Versorger halfen, steigende Anleiherenditen und politische Unsicherheiten abzufedern.

  • Energie als Wachstumstreiber: ein Superzyklus der Versorgungswirtschaft, Aussichten für die Versorger 2025 eindeutig positiv: Nachfrage der Industrieländer nach Elektrizität, die lange stagnierte, nahm zuletzt Fahrt auf, Treiber: KI, Industrie-Verlagerungen und E-Mobilität.

  • Auch Regulatorik unterstützt, Dringlichkeit zusätzlicher Investitionen lässt Behörden eher Investitionsanträge genehmigen.

  • Verkehrsinfrastruktur: Passagieraufkommen an Flughäfen 2024 unerwartet stabil: Nachfrage von Babyboomern wie von Gen Z. Für Bahnunternehmen gilt ähnliches.

  • Mautstraßen 2024 politisch belastet, z.B. in New South Wales in Australien und in Frankreich. Erfahrung zeigt jedoch, dass Sektor politische Belastung durch Erträge idR abfedert, längerfristig stetiger Aufwärtstrend.

  • US-Wahlen als Chance: vermutlich niedrigere Unternehmenssteuern, weniger Regulierung, mehr Onshoring; positiv für US-Energie-Midstream, Güterbahnbranche und Abfallwirtschaft.

  • Ausblick: Fundamentaldaten börsennotierter Infrastruktur global robust, Geschäftsmodelle in besserer Verfassung, Wachstumsaussichten derzeit die besten seit 17 Jahren.

  • Nicht-amerikanische Infrastrukturtitel deutlich zurückgeblieben, 2025 nun erhebliche Wertsteigerungschancen für Maut und Flughäfen, ausgewählt auch EM.

  • Gesunde Bilanzen, stetige Nachfrage nach grundlegenden Dienstleistungen, attraktive Dividendenrenditen sollten Schutz nach unten bieten.