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PitchBook „Global Private Debt Report H1 2024“:

Fünfmal hintereinander über 200 Milliarden USD

Die Rede ist vom weltweiten Private Debt Fundraising, dass sich vermutlich schon bald seit einer halben Dekade über dieser Marke p.a. halten wird. Gute Rendite rentiert sich eben auch beim Mittelaufkommen – so zumindest die Quintessenz einer Studie, denn die Ergebnisse ziehen offenbar zunehmend neue Investoren an. Allein für US-Wealth erwartet man für 2024 eine Steigerung um 40% YoY bei Private Debt Investments auf 63 Mrd. US-Dollar. Wermutstropfen: Zinssenkungen am Horizont, welche wegen der üblichen Floater-Struktur die gegenwärtige Attraktivität von Private Debt gegenüber traditionellem Fixed Income mindern. Aber selbst von der Real Estate-Front gibt es eine Erfolgsmeldung – aus Deutschland.

Mit welchen Returns zu rechnen ist

Die finale Schätzung von PitchBook für den Ertrag von Private Debt im Jahr 2023 liegt bei 9,2%, netto nach Kosten. Unter Risiko-/Ertragsgesichtspunkten im Vergleich zu Private Equity-Fonds mit geschätzten 10,5% Return eine beachtliche Hausnummer. Konstatiert wird ein Rekordjahr für variabel verzinste Kredite, welche für den Großteil von Private Debt stehen.

Das Analysehaus zieht für die Schätzung den US Morningstar LSTA Leveraged Loan Index heran, welcher laut dem Report einen guten Proxy darstellt und für 2023 mit 13,3% den zweithöchsten je gemessenen Wert erreicht hat. Die Kombination aus höheren Basiszinsen und gestiegenem Anlegerinteresse machte sich hier bemerkbar. Zum Vergleich: Der 20-Jahresdurchschnitt des Index liegt laut PitchBook gerade bei 5,7%.

Die Indexperformance umfasst allerdings Wertsteigerungen als auch Kupon-Erträge. Im Gegensatz dazu, so führt der Report aus, werden die Fondserträge bei PD aufgrund der zugrunde liegenden, üblicherweise nicht gehandelten Kredite überwiegend aus den Kupons gespeist. Abzüglich der Wertsteigerungen taxiert PitchBook die Performance des Index im Jahr 2023 auf circa 9,9%. Für 2010 bis 2021 lag dieser Wert bei nur ca. 5%. Direct Lending Funds erzielten netto 11,1%.

Auch für die sechs Monate des H1 2024 knüpfen die Indizes mit 4,4% Ertrag (4,7% Kuponertrag vs. 4,4% Gesamtertrag inklusive Wertminderung) für die US-Returns und 5,0% für das europäische Pendant bisher nahtlos an das überaus erfolgreiche vergangene Jahr an. Zum Vergleich: US-High Yield erzielte laut Report 2,6%, US-Corporates -0,45% und US-Treasuries gar -2,0%.

Platz eins oder zwei beim Fundraising?

Im traditionellen Geschäft der Drawdown-Fonds hat Private Debt das Venture Capital beim Fundraising bereits vom zweiten Platz verdrängt. So wurden hier in H1 2024 insgesamt 90,6 Mrd. US-Dollar eingesammelt. PitchBook verweist in diesem Zusammenhang auf einen erwarteten Lag in den Datenmeldungen von circa 20% des Gesamtwertes, so dass hier eine Korrektur nach oben zu erwarten ist und die 215,5 Mrd. US-Dollar aus dem Jahr 2023 in Reichweite sind. Auf rollierender 12-Monatsbasis lag das Fundraising-Volumen per Ende Juni 2024 bei 187,4 Mrd. US-Dollar (die Zahlen weichen nur leicht von denen in PitchBooks jüngstem Global Report vom 10. September ab).

Nach sechs Jahren mit Faktor zehn zum Dickschiff

Noch nicht in den Daten enthalten ist einer der größten jemals abgeschlossenen Private Debt-Fonds, der Ares Senior Direct Lending Fund III. Dieser wurde wie bereits vermeldet am 31. Juli 2024 mit einem Gesamtvolumen von 33,6 Mrd. US-Dollar geschlossen, was mehr als einer Verdoppelung gegenüber dem Vorgängerfonds (dem Ares Senior Direct Lending Fund II mit 14 Mrd. US-Dollar aus dem Jahr 2021) entspricht.

Zum Vergleich: Der Ares Senior Direct Lending Fund I von 2018 hatte ein Volumen von nur drei Mrd. US-Dollar – weniger als ein Zehntel des jetzigen Dickschiffs.

In der globalen Gesamtbetrachtung würden die globalen Fundraising-Volumina für Private Debt damit laut PitchBook fünf aufeinanderfolgende Jahre oberhalb von 200 Mrd. US-Dollar liegen. In der Spitze wurden im Jahr 2021 nahezu 300 Mrd. US-Dollar erreicht.

Quelle: PitchBook; Region: global; * Ende Juni 2024: Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Sieben Schwestern für die Assekuranz

Im Bereich der Investorengruppen Wealth und Insurance stellt PitchBook gar eine Dominanz von Private Debt fest unter den Alternatives. Als einen Beleg dafür führt man die sieben großen US Alternatives Asset Manager – namentlich KKR, Blackstone, Carlyle, Apollo, Ares, TPG und Blue Owl – an. Bei diesen sind 62% des rollierenden 12-Monats-Fundraisings Private Debt-bezogen.

Davon, so der Report, kam rund die Hälfte aus den Wealth- und Insurance-Sparten der von der AI-Redaktion so getauften „Seven Sisters of Alternative Industries“.

Quelle: PitchBook; Region: USA; * Ende Dezember 2023: Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Insgesamt 63 Mrd. US-Dollar an Fundraising werden für 2024 in der Wealth-Sparte allein für die USA erwartet – eine Steigerung um 40% YoY. Die Studie verweist darauf, dass viele der großen Alternative Asset Manager 25% als Zielmarke für das anteilige Fundraising aus dem Wealth Channel vorgegeben haben.

Direct Lending Teils stürmisch …

Per Ende 2023 waren auf globaler Ebene über zwei Bio. US-Dollar in Private Debt investiert (abzüglich der üblichen Perpetuals der Wealth- und Insurance-Sparte 1,6 Bio. US-Dollar).Quelle: PitchBook; Region: global; * Ende Dezember 2023: Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Innerhalb der institutionellen Drawdown-Fonds verzeichneten Direct Lending-Fonds das größte Wachstum von 77,1 Mrd. US-Dollar im Jahr 2013 auf 592,0 Mrd. an AuM per Ende 2023. Mit 54,9% stellen sie per Ende Juni die größte Sub-Strategie innerhalb des Private Debt-Segments dar.

Auch Blackstone bedient die große Nachfrage der LPs nach Direct Lending-Strategien und hat just am 29. Oktober die erste Serie seines institutionellen Evergreen U.S. Direct Lending Fund, den „Blackstone Senior Direct Lending Fund“ mit einem Volumen von 22 Mrd. US-Dollar geschlossen. Das Zielvolumen von 10 Mrd. US-Dollar wurde weit übertroffen.

Das gesamte Volumen von Blackstones globaler Direct Lending-Plattform übertrifft damit per Ende September 123 Mrd. US-Dollar an verwaltetem Vermögen. Allein im Q3 setzte Blackstones Kredit- und Versicherungssparte 40 Mrd. US-Dollar an Direktkrediten um, was mehr als dem Doppelten des Volumens von 2023 entspricht.

Dazu gehören bspw. Beteiligungen an einigen der größten Deals des Jahres, u.a. 7,5 Mrd. US-Dollar zusammen mit Magnetar Capital für das AI-basierte Cloud-Infrastruktur spezialisierte Unternehmen CoreWeave.

Das Interesse im Direct Lending-Segment scheint also ungebrochen.

doch Sättigung bei Infra Debt

Infrastruktur als Asset-Klasse ist und bleibt gefragt. Doch für Mezzanine- und Infrastrukturschuldenfonds, welche im letzten Jahr stark nachgefragt wurden, sieht PitchBook aktuell weniger Bedarf. Bspw. ist das Fundraising für Infrastructure Debt nach einer Verdoppelung auf 21,4 Mrd. US-Dollar im Jahr 2023 auf nur 2,8 Mrd. US-Dollar im laufenden Jahr gesunken.

Hier macht sich, so PitchBook, das Fehlen großer Megafonds bemerkbar, welche letztes Jahr hohe Fundraising verzeichnen konnten. So haben Blackstone und Brookfield mit ihren Flagship-Fonds im Jahr 2023 13,0 Mrd. US-Dollar verzeichnet.Quelle: PitchBook; Region: global; * Ende Juni 2024: Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Erfahrung zählt

Trotz des weniger günstigen Zinsumfeldes für Private Debt-Investoren verbreitet PitchBook langfristig Optimismus für die Anlageklasse. Alternative Einkommensstrategien sieht PitchBook bisher bei konstant 11% des Universums der Alternatives. In Folge konstatiert PitchBook im Vergleich zur theoretischen 60/40 Allokation zwischen Aktien und Anleihen noch viel Potenzial nach oben. Die Studie sieht dabei insb. seit 2022 erfahrene Manager auf der Überholspur. Zitat aus dem Report:

Experienced managers ran away with market share in 2022, as their larger platforms were better positioned to capture the sudden spike in demand arising from higher interest rates.“

Im Gegensatz dazu hätten aufstrebende Manager, zu welchen PitchBook Manager mit drei oder weniger Fonds zählt, das Nachsehen, zumindest relativ. Ihr Anteil am Fundraising-Kuchen ist von 14,8% im Jahr 2021 auf 9,2% im Jahr 2022 und 8,6% im Jahr 2023 gefallen. Im laufenden Jahr sind sie nur noch mit 3,5% beteiligt.

Eine weitere Erscheinung ist die sich kontinuierlich verlängernde Fundraising-Periode von Private Debt-Fonds. Lag diese 2016 noch bei durchschnittlich 13,6 Monaten, so dauerte es 2023 bereits 18,8 Monate, bis ein Fonds geschlossen wurde. Aktuell beträgt die Periode durchschnittlich 19,6 Monate.

Real Estate Debt: Prime Capital closed Whole Loan Fond

Real Estate ist bekanntlich in keiner einfachen Phase. Jedoch gibt es auch hier eine Erfolgsmeldung: Prime Capital hat dieser Tage das erfolgreiche erste Closing seines Prime Real Estate European Debt Fonds bekannt gegeben.

Der Whole Loan Fond ist nach Angaben des Initiators speziell auf das aktuelle Marktumfeld defensiv. Eine genaue Größenordnung nennt das Frankfurter Haus nicht, spricht aber vom „hohen zweistelligen Millionenbereich“, das langfristige Zielvolumen liege bei mindestens 300 Mio. Euro. Der Art. 8-Fonds plant die Finanzierung v.a. Bestandsimmobilien mit sehr guter Lagequalität sowie hohen laufenden Cashflows mit Fokus auf europäische Kernmärkte mit breiter Diversifikation über die relevanten Teilmärkte ausgerichtet an – Wohnen, Logistik und selektiv ESG-konforme Büros in BeNeLux, F, GER, AUT und Skandinavien.

„Die ersten Investments sind noch für dieses Jahr vorgesehen“, erläutert Stefan Futschik, Head of Private Debt bei Prime Capital. Das aktuelle Marktumfeld sei geprägt von verschärfter Bankenregulierung und hohen Zinsen. Durch den Rückzug der Banken vom Finanzierungsmarkt, v.a. im Bereich der Immobilienfinanzierungen, sieht man eine signifikante Finanzierungslücke:

„Real Estate Private Debt-Fonds verzeichnen dadurch eine deutlich erhöhte Nachfrage, können eine stärkere Verhandlungsposition gegenüber Kreditnehmern aufbauen und sich bei der Deal-Selektion auf die attraktivsten Transaktionen fokussieren.“ Die angestrebte Ausschüttungsrendite des Fonds liegt bei 6,5% pro Jahr.