Das Forum für die deutsche Private Markets Community

Palladio Partners „Infrastrukturausblick 2025“:

BESS, 3 versus 30, 11 GWh, Ira und IIJA

Wie geht es weiter mit den Private Markets im kommenden Jahr, in erster Linie mit der im politischen Fokus stehenden Infrastruktur? Palladio Partners geht in seinem aktuellen „Infrastrukturausblick 2025“ die verschiedenen Segmente durch. Der Handlungsdruck für die Politik ist überall da – doch zeigt sich deutlich, wo die Politik längst reagiert hat und wo nicht.

Eine leistungsfähige Infrastruktur ist für eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung Europas unabdingbar. Angesichts hoher öffentlicher Schuldenstände bieten sich für private Infrastrukturinvestoren weiterhin sehr interessante Perspektiven, Finanzierungslücken zu schließen.“ So steigen die Palladio-Autoren in ihren Einblick ein – und gehen die verschiedenen Segmente und Felder der Private Markets, v.a. der Infrastruktur durch, im folgenden einige Auszüge:

Allokationen 2025 wieder steigend?

Die allgemeine Lage bei Fundraising und Transaktionsaktivität: Auf den deutlichen Rückgang 2023 (zinsbedingt kauften Institutionelle wieder mehr Fixed Income) folgte 2024 zumindest eine Stabilisierung.

Jedoch: Der Fixed Income-Hype habe nachgelassen, konstatiert Palladio, und Investoren kehrten verstärkt in die Alternatives zurück – wenn auch nicht mehr so „bullish“ wie noch vor einigen Jahren. Für 2025 rechnen zahlreiche Marktteilnehmer mit steigenden Infrastruktur-Allokationen. Wie stark? Das hängt aus Sicht der Autoren von zwei Faktoren ab.

Zum ersten der Zins: Solange Unsicherheit herrscht, könnten Investoren sich noch zurückhalten. Zum zweiten die (in der bAV bekanntlich erstmal auf Eis liegende) Infrastrukturquote: Viele Regulierte sehen sich offenbar durch Quotenregeln eingeschränkt.

Die Agenda der Politik: Transport …

Jede denkbare künftige deutsche Bundesregierung wird die notwendigen Investitionen in kritische Infrastruktur auf der Agenda haben“, schreiben die Autoren, und fahren fort: „Nachhaltige Investitionen in kritische Infrastruktur, u.a. getrieben durch die Megatrends Digitalisierung und Dekarbonisierung, müssen im Fokus stehen. Das erkennen prinzipiell alle demokratischen Parteien an“.

Palladio – jüngst erst personell deutlich verstärkt – verweist beispielhaft auf zwei Infrastrukturbereiche, wo der Druck des Handelns unübersehbar ist:

Unabhängig von der künftigen politischen Ausrichtung in Berlin stehe der Transportsektor vor tiefgreifenden Veränderungen. In der Vergangenheit habe dieser die CO2-Einsparziele sehr deutlich verfehlt. Wenn Deutschland weiter an den selbst gesteckten Zielen zur CO2-Reduktion festhalten möchte, sei eine umfassende Reform des Transportsektors unabdingbar.

Sikander Salam, Palladio.

Den Trend zu immer höheren Bandbreiten und ein exponentiell wachsender Datenverbrauch, auch durch die verstärkte Nutzung von KI-Anwendungen, sehen die Autoren ungebrochen. Grundsätzlich erscheine der Ausblick für den Sektor, unabhängig von etwaigen politischen Veränderungen, positiv (s.u. mehr dazu).

und Energie: die große Herausforderung der nächsten Dekade

Weiteres Thema in dem Palladio-Ausblick: Die Energie- und Wärmewende. Diese biete viele Chancen: Besonders die nötigten Investitionen infolge der Dezentralisierung der Stromerzeugung seien massiv. Doch habe die KfW zuletzt deutlich gemacht, dass eine Finanzierung von Übertragungsnetzen möglich bleibe, aber eine Finanzierung von Infrastrukturvorhaben auf kommunaler Ebene nicht in Frage komme. Auch das unterstreiche die Notwendigkeit der Zusammenarbeit zwischen privaten Kapitalgebern und Kommunen – bei denen man immer Offenheit für Kooperationen sieht.

Quelle: Palladio Partners. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Das heißt für Infrastrukturinvestoren (in deren Fokus das Segment ohnehin steht), sich verstärkt mit unterschiedlichen Technologien und dem Einfluss im komplexen Energieversorgungssystem auskennen zu müssen, um attraktive Rendite-Risiko-Profile zu erreichen. Die Auswahl kompetenter Industriepartner sei hier erfolgskritisch, so die Autoren.

Wohin mit dem Strom?

Energie produzieren ist das eine – und wohl die relativ leichtere Herausforderung. Sie dauerhaft nutzbar zu machen wohl die größere. Jedenfalls verweist Palladio auf Studien, die einen steigenden Bedarf an Batteriespeichersystemen (BESS) prognostizieren, u.a. aufgrund des wachsenden Anteils an erneuerbaren Energien (EE) im Stromerzeugungsmix und der hierdurch ausgelösten stark erhöhten Volatilität des Erzeugungsparks – in der Tat, der deutsche Energiealltag zu dieser Jahreszeit zeigt den BESS-Bedarf schon heute mehr als deutlich auf.

Bei einer Verdreifachung der EE-Erzeugungskapazität wird erwartet, dass der Bedarf an BESS-Kapazitäten um den Faktor 30 steigt, so die Autoren, und verweisen auf Berechnungen des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme (ISE), wonach bis 2030 bundesweit rund 100 GWh und bis 2045 rund 180 GWh elektrische Speicherkapazität nötig seien. Stand zurzeit: 11 GWh.

Quelle: Palladio Partners. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Das Interesse institutioneller Investoren, die Technologie zu unterstützen, sei groß – doch Investitionen scheitern aktuell noch an einem Mangel an investierbaren Strukturen mit angemessenen Risiko-Rendite-Profilen. Palladio mahnt: BESS als komplexe Investments erfordern, dass Investoren – im Vergleich zur Stromerzeugung – neben der technischen Seite insb. die Dynamik der Strommärkte noch viel besser verstehen.

Richtig rechnen – auch in Deutschland

Der deutsche Rechenzentrumsmarkt wächst, verliert international aber an Bedeutung. Insbesondere die USA und China ziehen davon, anteilig am weltweiten Serverbestand fällt Deutschland zurück“, zitiert Palladio den Branchenverband Bitkom bzw. aus dessen neuesten Studie: „Rechenzentren in Deutschland, 2024“.

Nun, warum soll es dem Sektor besser gehen als anderen im Deutschland dieser Jahre, mag man fragen.

Wie dem auch sei, die Palladio-Autoren sehen einen Trend zu hohen Investitionen der Hyperscaler, bei gleichzeitigem Wachstum der Edge-Rechenzentren, die dezentraler organisiert sind: Die zunehmende Flächenknappheit, immer neue Anwendungen mit höheren Anforderungen an Datenübertragungsraten sowie der zunehmende Wunsch nach Datenhoheit sensibler Informationen führen demnach dazu, dass mehr dezentral betriebene Rechenzentren benötigt und gebaut werden.

Auch der Trend zu nachhaltigen Rechenzentren nehme weiter Fahrt auf. Denn: Der hohe Energiebedarf rücke die Nutzung erneuerbarer Energiequellen und einen effizienten Kreislauf zur Nutzung von Abwärme und -wasser in den Fokus.

Dazu passt übrigens, was Pitchbook just vermeldet hat: Unter der Headline „PE takes pick-and-shovel approach in AI gold rush“, dass GPs in den letzten fünf Jahren über 108 Mrd. US-Dollar in Rechenzentren und ähnliche Investments investiert haben, weil das Segment stabilen vertraglichen Cashflow verspreche. Spitzeninvestor: Canada Pension Plan Investment Board mit 16 Mrd. US-Dollar im September 2024.

US-Infrastruktur-Assets – auch unter dem alten Neuen attraktiv

Schließlich der Blick über die deutschen Grenzen hinweg, und anders als in Deutschland, wo man zuvorderst auf den Handlungsdruck hoffen muss, dem die deutsche Politik ausgesetzt ist, findet man in Nordamerika längst geschaffene Tatsachen vor:

Zusammen mit dem CHIPS-Act sehen die Autoren die – bekanntlich äußert volumenstarken – mehrjährigen IRA- und IIJA-Förderprogramme als gute Grundlage für attraktive Investments in den USA-Infrastrukturmarkt; und Donald Trump sieht ohnehin die Energieautarkie bei fossilen Energien als wichtiges Asset für die anstehenden geopolitischen Herausforderungen. Für Neuprojekte im Öl- und Gasbereich böten sich für Investoren in diesen Sektoren daher gute Chancen auf Förderung. Neuprojekte für emissionsarmer Technologien dagegen dürften weniger im Fokus stehen, als dies bei einer erneuten Regierung der Demokraten der Fall gewesen wäre.

Das mögliche Verschuldungspotenzial der USA erscheint bis auf Weiteres stabil.“

Die Autoren erwarten, dass auch die Trump-Administration für die Reparatur bestehender sowie den Bau neuer Transportinfrastruktur auf den vom Finanzvolumen gut dotierten IIJA setzen wird.

Und die sich reichlich dynamisch entwickelnden US-Schulden? Zumindest derzeit kein Krisenthema: „Als immer noch größte Volkswirtschaft der Welt erscheint das mögliche Verschuldungspotenzial der USA bei internationalen Investoren bis auf Weiteres stabil. Auch eine zweite Trump-Regierung wird eine De-risk-Politik verfolgen, die mehr lokale Produktion in den USA und Schutzzölle miteinschließt. Ein daraus sich ergebender möglicher Preisauftrieb dürfte durch die Leitwährungsfunktion des US-Dollars teils mitigiert werden.“

Fazit von ALTERNATIVESINDUSTRIES

Die Thesen das Palladio-Ausblicks sind sämtlich nachvollziehbar und auch nicht die ersten ihrer Art. Doch mit Blick auf Deutschland und die sich längst unübersehbar auftürmenden Herausforderungen und Aufgaben sei mit gewisser Skepsis angemerkt: Ob die kommenden Verantwortlichen wegen des ständig zunehmenden Drucks schließlich auch die zielführenden Maßnahmen ergreifen werden, ja ob sie dies überhaupt können, steht auf einem anderen Blatt.

Und das private Kapital? Ja, ohne das wird es natürlich nicht gehen. Doch dieses Kapital – und der Schwenk des Palladio-Papiers in die USA belegt das auch – findet auch abseits Deutschlands hervorragende Investitionsmöglichkeiten. Und es weiss sehr genau, wo und unter welchen Rahmenbedingungen es investieren will und wo nicht. Dafür sorgt schon die Professionalität der mandatierten Asset Manager.

Daher muss mit Blick auf das Deutschland dieser Epoche das diesbezügliche Kassandrische Axiom wiederholt werden: Nur weil sich etwas ändern MUSS, heisst das noch lange nicht, dass sich etwas ändern WIRD.