… sieht eine Fachfrau im Sustainable Finance-Markt – und spricht außerdem über kollaboratives Engagement, nachhaltigkeitsbezogene Immobiliendaten, das CSDDD und eine ESG-Skala für Finanzprodukte. Christian Schneider war dabei und erfuhr, wer was selbst gestalten sollte und wer 90 Prozent der Aufgaben zu stemmen hat.
Frankfurt, 3. Juli: Neben dem ESG-Pensions-Award, der dieses Jahr zum 5. Mal verliehen wurde und an den BVV ging, hat die Pensions-Akademie Anfang Juli zum zweiten Mal die Impact und Infrastruktur Fachtagung in Frankfurt ausgerichtet.
Unter den Vortragenden: Silke Stremlau. Die Vorsitzende des Sustainable Finance-Beirats stellt im Rahmen der Fachtagung den zahlreichen Expertinnen und Experten des Pensions-Parketts „Neuigkeiten aus dem Sustainable Finance-Beirat“ vor.
Regulierungsdichte und Problemdruck zwingen zum Handeln
In ihrem Vortrag betont Stremlau die hohe Dynamik des Themenfeldes Sustainable Finance, das auch angesichts zunehmender Extremwetterereignisse und sozialer Herausforderungen rasant in den Fokus rückt. Stremlau hebt hervor, dass die Regulierungsdichte der vergangenen Jahre und der steigende Problemdruck die Akteure in der Wirtschaft dazu zwinge, innovative Lösungen zu finden.
Stremlau identifiziert drei beherrschende Themen im Sustainable Finance-Markt des vergangenen Jahres:
• Transformationsfinanzierung: Wie finanzieren wir in Zeiten knapper Kassen den Umbau unserer Wirtschaft in Richtung Klimaneutralität? Und was benötigen die verschiedenen Akteure wie KMU, Großunternehmen mit einem erheblichen CO2-Fußabdruck, Startups oder Kommunen, die eine resiliente Infrastruktur erreichen wollen, konkret an Unterstützung?
• Kohärenz und Wirksamkeit der Sustainable Finance Regulierung: Wie verbessern wir die aktuelle EU-Regulierung im Bereich SFDR und Taxonomie, damit sie wirklich auf die Ziele von mehr Transparenz, Standardisierung und Umlenkung in nachhaltige Geschäftsmodelle einzahlt?
• Umsetzungsinstrumente für die Transition: Wie fördern wir Instrumente, die in Deutschland bisher unterentwickelt sind, wie bspw. Transitionspläne von Unternehmen oder Ansätze, Biodiversität im Finanzmarkt stärker zu implementieren?
Der Sustainable Finance-Beirat der Bundesregierung hat sich intensiv mit diesen Themen auseinandergesetzt und eine Reihe von Empfehlungen erarbeitet. Stremlau erläutert, dass der Beirat als unabhängige Multistakeholder-Dialogplattform mit 34 Mitgliedern aus Realwirtschaft, Finanzwirtschaft, Zivilgesellschaft und Wissenschaft sowie weiteren 19 Beobachtern aus Verbänden, öffentlichen Institutionen und NGOs fungiert und die Bundesregierung beratend unterstützt, um Deutschland zu einem führenden Standort für Sustainable Finance zu entwickeln.
90% der notwendigen Investitionen muss der Privatsektor bereitstellen
Besonders hebt die Referentin die praxisnahen Empfehlungen zur Finanzierung der Transformation hervor, die speziell auf KMU, Startups und Industrieunternehmen für den Ausbau nachhaltiger Infrastruktur in Deutschland abzielen. Vor dem Hintergrund der knappen öffentlichen Haushalte richtet der Beirat seinen Fokus auf die Frage, wie begrenzte öffentliche Mittel den Einsatz privaten Kapitals stimulieren und effizient lenken können.
Ein zentrales Positionspapier der KfW, so Stremlau, geht davon aus, dass nur 10% des für die Transformation und Dekarbonisierung benötigten Kapitals von der öffentlichen Hand kommen und 90% aus dem Privatsektor, hauptsächlich von Unternehmen, bereitgestellt werden müssen. Dies unterstreiche die wichtige Rolle der Realwirtschaft sowie die Notwendigkeit einer robusten Regulierung, insb. im Bereich der Nachhaltigkeitsberichterstattung, um informierte Investorenentscheidungen zu ermöglichen.
Quelle: SFB. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Transitionspläne, kollaborative Plattform, bessere Daten, Lieferkettengesetz und eine ESG-Skala für Finanzprodukte
Stremlau geht auch auf die Bedeutung von Transitionsplänen ein, die Unternehmen einen klaren Fahrplan zur Treibhausgasneutralität bieten und damit verbundene Risiken abbilden. Solche Pläne umfassen detaillierte Schritte – von der Nutzung fossiler Brennstoffe bis hin zu klimaneutralem Wasserstoff – und beinhalten umfassende Risikoanalysen zu Umwelt- und Klimaveränderungen.
Neben diesen Kernthemen hat der Beirat weitere Empfehlungen ausgesprochen, darunter die Einführung einer deutschlandweiten Plattform für kollaboratives Engagement, die Verbesserung der Verfügbarkeit von nachhaltigkeitsbezogenen Immobiliendaten, die Verabschiedung des europäischen Lieferkettengesetzes (CSDDD) und die Einführung einer ESG-Skala für Finanzprodukte.
Stremlau weist darauf hin, dass der Beirat parallel zur inhaltlichen Arbeit an zahlreichen Veranstaltungen und Diskussionen teilgenommen hat, um die Empfehlungen praxisnah zu überprüfen. Der Austausch mit Oberbürgermeistern, Kämmerern, Sozialverbänden, Parlamentariern, NGOs und Vertretern der Kreislaufwirtschaft und der Immobilienbranche sei dabei besonders wertvoll gewesen.
Ten Years after
Ein weiteres Projekt des Beirats war die Erarbeitung eines Zukunftsbildes für ein nachhaltiges und resilientes Finanzsystem im Jahr 2034. In einem intensiven Diskussionsprozess entstand das Bild eines effizienten, digitalen und resilienten Finanzsektors, der die globale Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Realwirtschaft fördert und zur Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen beiträgt, weiss die Referentin zu berichten.
Stremlau schliesst ihren Vortrag mit einem positiven Rückblick auf die vergangenen zwölf Monate und betont die Dringlichkeit, proaktiv und krisenfest zu agieren, um den Herausforderungen einer krisenbehafteten Umwelt gerecht zu werden. Sie ruft dazu auf, die Gestaltung der Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen, um langfristig positive und nachhaltige Veränderungen zu bewirken.
Fazit des Autors
Nachhaltige Kapitalanlage in der bAV bezieht sich nicht nur auf die finanzielle Absicherung des Einzelnen, sondern auch auf die Verantwortung, einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft und Umwelt zu nehmen. Insbesondere der enorme Investitionsbedarf zur Umsetzung der Energiewende und für den Aufbau einer nachhaltigen Infrastruktur in Deutschland stellt eine große Verantwortung und zeitgleich eine große Chance für die bAV dar.
Die Arbeit des Sustainable Finance-Beirats ist daher unerlässlich für die Erarbeitung praxisnaher Konzepte gerade mit Blick auf die weitere Regulierung. Die Pensions-Akademie unterstützt, auch mit dem ESG-Pensions-Award, die Förderung einer nachhaltigen und zukunftsfähigen Kapitalanlage, um aktuelle wie nachfolgende Generationen finanziell abzusichern und eine lebenswerte Umwelt zu erhalten.
Der Autor ist Gründungsmitglied und Schatzmeister sowie Beiratsmitglied der Pensions-Akademie e.V. und Partner bei Ready4Impact.
Von ihm und anderen Autoren der Pensions-Akademie e.V. sind bereits auf PENSIONS●INDUSTRIES bzw. ALTERNATIVES●INDUSTRIES erschienen:
Pensions-Akademie Impact & Infrastruktur-Fachtagung (II):
Drei beherrschende Themen …
von Christian Schneider, 30. Juli 2024
Einblicke vom Impact Round Table bei der Pensions-Akademie:
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Anm. d. Red.: Zuweilen kommt es vor, dass in den Medien dieser Gruppe Beiträge erscheinen, die für die Leserschaft von PENSIONS●INDUSTRIES wie auch für die von ALTERNATIVES●INDUSTRIES interessant sind (wobei es zwischen beiden Leserschaften ohnehin eine erhebliche Schnittmenge gibt). Wenn dies der Fall ist, wird in den Medien querverwiesen. Besagte Schnittmenge der Leserschaft erhält an solchen Tagen also – Pardon – zwei identische Newsletter.