Das Forum für die deutsche Private Markets Community

Tickernatives (III):

Die Schaufeln im KI-Goldrausch …

scheinen zunehmend in den Fokus der Private Markets-Akteure zu geraten: In dieser Rubrik fasst ALTERNATIVESINDUSTRIES in unregelmäßigen Abständen nur einige kurze Meldungen, namentlich auch von der Produktseite, aus dem globalen, schier unüberschaubaren Ozean der Private Markets mit einem groben Deutschland-Filter tickerartig zusammen. Heute: Unitranche auf deutschen Dächern, Immo-AIFs drehen auf, im Norden wird Geld eingesammelt, bei Staatsfonds Deutsche nur Objekte – und was sich auf 108 Milliarden verdreifacht hat.

Berenberg (9. Januar): „Berenberg stellt Enviria Unitranche-Finanzierung für die größte deutschen Pipeline für Aufdach-Solaranlagen bereit.“

Berenbergs Green Energy Debt-Fonds stellen Enviria, einem führenden Anbieter kommerzieller und industrieller Aufdach-Solaranlagen, eine Unitranche-Finanzierung in Höhe von bis zu 60 Mio. Euro bereit. Berenberg spricht von der Transaktion als „einem wichtigen Schritt zur Realisierung der größten Pipeline für Aufdach-Solaranlagen in Deutschland“: Initiales Portfolio mit 84 Projekten, flexibel erweiterbar auf 150, sämtlich EEG-Tarif abgesichert.

Enviria sieht sich in seinem Segment als führenden Akteur in Deutschland und als zentraler One-Stop-Shop für gewerbliche und industrielle (C&I) Solarlösungen. Im Februar 2024 hatte sich BlackRock mit über 200 Mio. US-Dollar beteiligt. Den Angaben zufolge produzieren einige der Aufdach-Solaranlagen bereits grünen Strom, das gesamte Portfolio soll voraussichtlich bis Ende 2025 vollständig am Netz sein und p.a. 17.000 Tonnen CO2 eingespart werden.

Mit 1 Mrd. Euro AuM haben die Green Energy (Junior) Debt Funds von Berenberg mehr als 100 Wind- und Solarparks in Europa, Japan, Australien sowie in den USA finanziert. Die Fonds finanzieren weltweit Investitionen in erneuerbare Energien mittels Unitranche-Darlehen und Junior Debt.

Pitchbook (9. Januar): „PE takes pick-and-shovel approach in AI gold rush.“

Über 108 Mrd. US-Dollar – dreimal so viel wie im Vorjahr – haben die auf digitale Infrastruktur fokussierten GPs im Jahr 2024 in Rechenzentren und ähnliche Strukturen investiert, vermeldet Pitchbook. Gegenüber Real Estate, aber selbst gegenüber herkömmlicher Infrastruktur scheint das Segment infolge leicht durchsetzbarer Indexierungen und meist hochsolventer Mieter stabilen vertraglichen Cashflow zu bieten.

Pitchbook listet auch die größten Investoren und ihre Deals auf. Platz 1: Das Canada Pension Plan Investment Board mit 16 Mrd. US-Dollar, investiert am 4. September 2024 via Blackstone.

Quelle: Pitchbook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Kann man in dem Segment eine Art FOMO feststellen? Pitchbook weiss jedenfalls von Nachfrageüberhang, Vermietungen vor Baubeginn, teils vor Baugenehmigung, von sehr langen Laufzeiten (Rechenzentren bzw. ihre Daten migriert man nicht gern) und rekordniedrigen Leerstandsquoten zu berichten.

Nordic Capital (20. Dezember 2024): „Evolution II-Fonds mit Hard Cap von 2 Mrd. Euro zügig geschlossen“

Innerhalb von nur vier Monaten konnte Nordic Capital ihren Evolution II-Fonds mit Fokus auf Kontrollübernahmen im Mid-Market-Segment beim Hard Cap von zwei Mrd. Euro closen und damit das Zielvolumen von 1,4 Mrd. Euro deutlich überschreiten. Das Fondsvolumen liegt um 65% höher als beim Vorgängerfonds Evolution I, welcher 2021 innerhalb von drei Monaten 1,2 Mrd. Euro eingesammelt hatte.

Die Schweden vermelden für den Fonds eine hohe Nachfrage von bestehenden Investoren aus verschiedenen Regionen, aber auch signifikante Nachfragesteigerung aus den USA. Geografisch hat der Fonds seinen Fokus wenig überraschend in Nordeuropa.

Nordic Capital, gegründet 1989 mit Sitz in Stockholm (und Office auch in Frankfurt), sieht sich als ein führender, sektor-spezialisierter PE-Investor mit starkem Engagement für den Aufbau stärkerer, nachhaltigerer Unternehmen. Schwerpunktsektoren sind Gesundheitswesen, Technologie & Zahlungssysteme, Finanzdienstleistungen sowie Service & Industrietechnologie. Seit Gründung hat Nordic Capital rund 26 Mrd. Euro in fast 150 Investitionen getätigt.

Pitchbook (21. Dezember): „The top 10 sovereign-backed deals in 2024.“

Dass Staatsfonds (SWFs) ständig wichtigere Akteure auf den Private Markets werden, ist bekannt, z.B. auch im Segment Private Debt.

Auch bei einigen der größten Alternatives-Transaktionen im Jahr 2024 spielten SWFs eine wichtige Rolle. Pitchbook hat bis Ende 2024 ein Volumen von knapp 110 Mrd. US-Dollar dokumentiert und die zehn größten Deals aufgelistet. Besonders eifrig: die Abu Dhabi Investment Authority, beteiligt an fünf der zehn Top-Deals.

Deutschland taucht in der Aufzählung nur ein einziges Mal auf, und zwar auf Seiten der Objekte der staatlichen Begierde: Techem.

Im Oktober 2024 übernahm der TPG Rise Climate Fund zusammen mit dem singapurischen Staatsfonds GIC den deutschen Energiedienstleister. Volumen: 7,4 Mrd. US-Dollar. Deutsche hatten in dem Deal keinerlei aktive Rolle, auch nicht auf der Verkäuferseite: Die Anteile kommen von den bisherigen Mehrheitseigentümern Partners Group, CDPQ und Ontario Teachers‘ Pension Plan. Die Transaktion wird vorbehaltlich der behördlichen Genehmigungen voraussichtlich in der ersten Jahreshälfte vollzogen.

Und Deutschland? Hat zwar abseits der VBL keine Staatsfonds von substanzieller Größenordnung, dafür aber endlos viele Sondervermögen; vermutlich mehr als jedes andere Land der Welt. Das macht uns so schnell keiner nach!

Aber um Missverständnisse zu vermeiden: Der Begriff Sondervermögen wird in der deutschen Politik nicht nur zur mühsamen Verschleierung neuer Schulden benutzt, sondern betrifft zuweilen auch tatsächlich kapitalgedeckte Vehikel, wie zum Beispiel besagte VBL. Hier gibt es derzeit sechs Stück: neben der VBL noch die Versorgungsrücklage des Bundes, den Versorgungsfonds des Bundes, den Versorgungsfonds der Bundesagentur für Arbeit, den Pflegevorsorgefonds sowie den Kenfo. Insgesamt bringen die wirklich kapitalgedeckten Sondervermögen nur 53 Mrd. Euro auf die Waage, das ist im internationalen Vergleich überschaubar, und die Zahl zeigt, dass der weitaus größte Teil auf die VBL entfallen dürfte. Die Sondervermögen, die faktische Schulden sind, sind bekanntlich deutlich größer.

Börsen-Zeitung (16. Dezember 2024): „Wie Amundi das verwaltete Private-Markets-Vermögen in Deutschland verdoppeln will“.

Amundi hat seine Pläne für den Ausbau seiner Private Markets-Vermögenssparte in Deutschland bekräftigt. Bereits im Februar 2024 hatten die Franzosen den Schweizer Vermögensverwalter Alpha Associates übernommen, spezialisiert auf Private Equity, Private Debt und Infrastruktur, um ihre Präsenz im deutschsprachigen Raum zu stärken.

Nun gab Deutschlandchef Christian Pellis in einem – allerdings reichlich lang geratenen – Podcast der Börsen-Zeitung bekannt, dass man die AuM von deutschen Institutionellen in Private Markets innerhalb von drei Jahren auf fünf Mrd. Euro verdoppeln möchte. Ob er hier schon einen Kauf der AGI eingeplant hat?