Ein PE-Manager verzeichnet in der aktuellen Ausgabe seines jährlichen Private Wealth Reports ein gestiegenes Interesse vermögender Kunden an Alternatives. So zumindest das Ergebnis der Befragung von weltweit 320 Anlageberatern. Bei Betrachtung der Gesamtallokation findet der Report unter den Strategien die üblichen Verdächtigen als klare Favoriten. Nur das Schlusslicht in der Gunst überrascht. Passend dazu vermeldet ein anderer Akteur für seinen neuen Rekord-schweren Fonds eine 22-prozentige Beteiligung der Privatanleger. Steht 2025 für die Expansion der Alternatives zu den Vermögenden?
Private Markets Investments entwickeln sich zunehmend zu einem wichtigen Geschäftsbereich von Anlageberatern, so die Quintessenz der neuen Hamilton Lane Studie.
Ein Ergebnis der Befragung von weltweit 320 Investment-Spezialisten, bestehend aus privaten Vermögensverwaltern, Registered Investment Advisors (RIAs), Family Offices und weiteren Beratern aus APAC, Kanada, EMEA, Lateinamerika, dem Nahen Osten und den USA, durchgeführt über den Zeitraum vom 29. Oktober bis 4. Dezember 2024:
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30% der Befragten wollen 20% oder mehr für ihre Mandanten in Private Markets investieren.
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29% geben hier 10% bis 20% als Zielquote an.
In Summe planen dieses Jahr also fast 60% der befragten Investment-Experten, 10% oder mehr der Assets ihrer Mandanten in Privatmarktanlagen zu investieren, was einer Zunahme von 15% im Vergleich zum letzten Jahr entspricht.
Und was sagen die dazu, die es betrifft? 76% der befragten Anlageberater geben an, dass ihre Mandanten Privatmarkt-Investments für lukrativer hinsichtlich Performance und Diversifikation halten als Aktien und Anleihen.
Hamilton Lane konstatiert „eine deutliche Zunahme der Akzeptanz der Asset–Klasse und ein wachsendes Interesse vermögender Privatanleger.“
Davon konnte zuletzt auch Ardian beim Fundraising für den Ardian Secondaries Fund IX profitieren: 22% des gesamten Fondsvolumens wurde von vermögenden Privatinvestoren aufgebracht, eine deutliche Steigerung gegenüber nur 11% Beteiligung beim Vorgängerfonds.
Das Wohlwollen der Vermögenden und ihrer Berater scheint dabei ähnlich gewichtet zu sein wie bei den Institutionellen: Infrastruktur-Investments sind laut Hamilton Lane der große Gewinner: 48% der Befragten planen hier eine Erhöhung ihrer Investmentquote. Die Quote derjenigen, welche ihr Engagement reduzieren wollen, ist verschwindend gering.
Als Ursache für das steigende Anlegerinteresse führt der Private Markets Investment Manager aus Pennsylvania u.a. hohe Eintrittsbarrieren (die zu weniger verfügbarem Kapital und damit zu höheren Renditen führen), dauerhafte Cashflows, wettbewerbsfähige Gesamtrenditen und die Möglichkeit zur Portfoliodiversifizierung an.
Die folgenden Plätze im Ranking bzgl. Ausbau der Anlagequoten belegen:
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Private Equity: 45% der Befragten planen eine Erhöhung des Exposures für die Mandantenschaft.
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Private Debt: 39% der Umfrageteilnehmer wollen hier das Engagement ausbauen (der Report spricht von „Private Credit“)
Auf Platz vier und fünf folgen Secondaries und Private Real Estate. Auffällig: Venture Capital, an sich durchaus populär, steht bei der geplanten Sektorrotation für 2025 bzgl. Erhöhung der Quote an letzter Stelle.
Quelle: Hamilton Lane; Region: global; * Umfragezeitraum: 29. Oktober bis 4. Dezember 2024. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Spitzenreiter mit Abstand
Die Zukunft ist das eine. Und die Gegenwart? Bei der Betrachtung der aktuellen Allokation beanspruchen Private Equity und Private Credit die Spitzenplätze. 94% respektive 85% der Mandanten sind hier bereits investiert. Höhere Risikoprofile haben das Nachsehen. VC liegt auch hier auf dem letzten Platz. Laut Hamilton Lane sind nur 36% der Vermögenden hier allokiert.Quelle: Hamilton Lane; Region: global; * Umfragezeitraum: 29. Oktober bis 4. Dezember 2024. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Die Asset-Klasse der Middle Aged?
Für die Generation X (heute 45 bis 60 Jahre alt) konstatiert Hamilton Lane ein besonders hohes Interesse für Privatmarktinvestitionen. Moderates Interesse (37%) und hohes Interesse (57%) summieren sich hier auf 94%. Der zweite Platz geht an die Millennials (30 bis 45 Jahre). In Summe zeigten hier 89% der Befragten Interesse, davon 34% moderates und 55% hohes Interesse. Am geringsten erscheint das Interesse bei der Generation 75+, möglicherweise aufgrund des langen Anlagehorizonts der Asset-Klasse.
Anglo-Saxon vorn
Die traditionell höhere Risikofreudigkeit der Amerikaner spiegelt sich auch bei Private Markets Investments wider. 53% der Befragten aus den USA zeigen ein sehr hohes Interesse an der Asset-Klasse, gefolgt von 42% der kanadischen Umfrageteilnehmer. Mit 33% ist Europa eher abgeschlagen.Quelle: Hamilton Lane, Umfragezeitraum: 29. Oktober bis 4. Dezember 2024. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Getoppt werden alle von Australien mit 61% an Private Markets-„Enthusiasten.

Steve Brennan, Head of Private Wealth Solutions bei Hamilton Lane, kommentiert die Ergebnisse: „Just a few years ago, we would never have expected to see nearly 60% of Advisors planning to allocate 10% or more of Clients’ Portfolios to this Asset Class in the coming Year. To us, this reinforces the growing understanding of the Wealth Creation Opportunities within the Private Markets.“
Fazit von ALTERNATIVES●INDUSTRIES
Die Studie zeigt ein wachsendes Interesse vermögender Privatanleger an Private Market Investments – eine Entwicklung, die der Markt auch konkret zeitigt. Auch für GPs gewinnt diese Anlegerschaft zunehmend an Bedeutung, wie die gestiegene Beteiligung beim Fundraising für den Ardian Secondaries Fund IX beispielhaft verdeutlicht. Auch hier gilt wie überall: Es bleibt abzuwarten, ob diese Begeisterung nachhaltig ist. Doch wenn ja, was dann?
Dann erschließt sich für die GPs eine echtes neues Kundensegment, die institutionellen LPs als Zeichner bekommen (noch) mehr Gesellschaft, die Politik kann sich auf mehr Kapital zur Sanierung maroder Infrastruktur freuen … und vor allem dürften weitere Asset Manager – gerade die, die zwar stark in Private Wealth sind, aber bisher nur Liquids anbieten – auf die Private Markets drängen.