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BAI veröffentlicht Alternative Investor Survey 2024:

Inflation? Denominator? Wie jetzt?

111 Mal die deutsche Stimmung auf den Private Markets abtasten, das hat sich der BAI jüngst vorgenommen – und gestern die Ergebnisse vorgelegt. Eine Quintessenz: Die Sorgen scheinen verflogen, und durch die Bank wollen die deutschen Investoren mehrheitlich ihre Engagements auf den Private Markets verstärken. Überall? Ja. Zumindest fast überall.

Nachdem im Zuge der schnellen Zinserhöhungen die goldenen Jahre der Private Markets während der Niedrigzinsphase zunächst einmal perdu schienen, war jüngst bereits der Optimismus zumindest partiell zurückgekehrt: starke PE-Fundraisings, auch bei den großen Akteuren („Seven Sisters“), auch im Bereich VC oder bei Secondaries, bessere Stimmung auch bei Deployments und Exits, zwar gewisse Sättigungserscheinungen bspw. bei Private Debt, doch vor allem bei Segmenten wie Infrastruktur anhaltende Nachfrage. Echtes Sorgenkind bleibt nur Real Estate. Alles in allem nicht gute, aber bessere Stimmung also, namentlich auch mit Blick auf die europäischen Märkte.

In das gleiche Horn bläst nun der gestern vom BAI veröffentlichte BAI Investor Survey 2024,der tiefe Einblicke in die Stimmung der Private Markets-Investitionen deutscher Institutioneller gibt und der prognostiziert, welche Veränderungen in institutionellen Portfolios zu erwarten sind.Quelle: BAI. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Dazu befragte der BAI in den vergangenen Monaten 111 deutsche institutionelle Investoren (darunter weit mehrheitlich Vorsorgeeinrichtungen und VU), die über 2.300 Mrd. Euro AuM verwalten.

Kernergebnisse:

  • Alternative Investments sind etablierte Bausteine für hochdiversifizierte institutionelle Portfolios. Bereits jeder zweite Investor alloziert in sechs oder mehr Alternative Asset-Klassen.

  • Im Vergleich zum Vorjahr spielen Inflation und höhere Zinsen bei Investitionsentscheidungen keine dominierende Rolle mehr. Auch hinderliche Denominator-Effekte gehören für die meisten Anleger der Vergangenheit an.

  • Mehr als jeder zweite Investor möchte in den nächsten Monaten die Allokation in Infrastrukturanlagen und Corporate Private Debt weiter hochfahren.

  • Wenngleich sich die Immobilienmärkte erholen und das BAI Sentiment Barometer einen vorsichtigen Aufwärtstrend zeigt, bleiben die Anleger zurückhaltend. Viele Investoren wollen ihre zum Teil hohe Allokation weiter reduzieren.

  • Positive Entwicklung: Immer mehr Anleger kehren zu Hedgefonds und Liquid Alternatives zurück. Deren Performance in den vergangenen 12 Monaten hat die Erwartungen vieler Investoren übertroffen.

Quelle: BAI. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Philipp Bunnenberg, BAI.

Philipp Bunnenberg, BAI Head of Alternative Markets, gibt sich optimistisch:

„Trotz eines herausfordernden Marktumfelds haben viele Investoren ihre Portfoliodiversifikation über zusätzliche Alternative Asset-Klassen vorangetrieben. Die gestiegene Erfahrung deutscher institutioneller Investoren spiegelt sich in zunehmend sophistizierten Strategien wider.“

Quelle: BAI. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Entsprechend habe man in den vergangenen zwei Jahren eine höhere Nachfrage für Nischenstrategien und in allen Asset-Klassen eine Zunahme an Co-Investments beobachtet. In den kommenden zwölf Monaten erwarte man weiterhin die größte Nachfrage für Private Debt- und Infrastrukturstrategien. Ferner werde auch das Private Equity Fundraising im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder an Fahrt aufnehmen, so Bunnenberg.

Quelle: BAI. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Frank Dornseifer, BAI.

BAI-Geschäftsführer Frank Dornseifer sieht in den Ergebnissen des Surveys auch eine Bestätigung der Wichtigkeit der BAI-Verbandsarbeit rund um Alternative Investments: „Gerade auch bei der Anlageklasse Infrastruktur zeigt sich, dass Regulierung und Steuern die deutliche gestiegene Nachfrage abbilden und flankieren müssen. Hier konnten wir durch die von der Bundesregierung auf den Weg gebrachten Initiativen z.B. bei der Änderung der Anlageverordnung, insb. der Erhöhung der Risikokapitalquote und der Einführung einer eigenen Infrastrukturquote, aber auch in den modifizierten steuerlichen Regelungen für den Erwerb von Infrastruktur wichtige Impulse liefern, die für Investoren, aber auch die deutsche Volkswirtschaft enorm wichtig sind.

Fazit wie schon eingangs erwähnt: Die Stimmung auf den Private Markets hellt sich weiter auf. Und der Stimmungstest des BAI dürfte stattgefunden haben, bevor die jüngsten Zinssenkungen von FED und EZB erfolgten. Man darf gespannt sein, ob die Märkte beizeiten sogar wieder eine Art Torschlusspanik entwickeln. Bei Secondaries sind die Discounts bekanntlich längst wieder auf dem Rückzug, wie Experten berichten. Die Zutaten für einen neuen Run auf Alternatives brauen sich jedenfalls zusammen.

 

Der BAI Investor Survey 2024 findet sich hier.