… US-Dollar im ersten Halbjahr haben PE-Fonds weltweit eingesammelt, hat ein Report dokumentiert – und nicht nur das. Sondern auch, wer bevorzugt die Gelder einsammelt und wo, wie lange man derzeit dazu braucht, wovon der Markt sich unbeirrt zeigt und was man extrapoliert erreichen könnte, aber warum das zweite Halbjahr schwächer werden dürfte.
Pitchbook hat jüngst seinen aktuellen, recht detaillierten Global Private Market Fundraising Report veröffentlicht, der zahlreiche Aspekte der weltweiten Alternatives-Welt erfasst, sei es PE, PD, VC, FoF, und einen guten Überblick zu einigen zentralen Größenordnungen der Private Markets gibt.
Nachdem Lage und Perspektive in Europa hier erst vor kurzem diskutiert worden sind, wird ALTERNATIVES●INDUSTRIES in den kommenden Tagen in kurzen Beiträgen nicht alle, aber einzelne Kapitel des global ausgerichteten Reports herausgreifen und dokumentieren. Den Auftakt im heutigen Teil I macht Private Equity. Doch zunächst kurz zu den Private Markets ingesamt:
Hilary Wiek, Senior Strategist bei Pitchbook, erwartet, dass sich das Fundraising in den 12 Monaten bis zum Q2 2024 (also rollierende Betrachtung) schließlich bei etwa 1,7 Bio US-Dollar einpendeln werde, einem Niveau, das zuletzt im Q3 2022 erreicht wurde. Zitat aus dem Reort:
„The suffering of those trying to raise a fund seems to have bottomed out.“
Als unbekannte Variable sieht der Report die Bereitschaft der LPs, diese Ambitionen zu finanzieren. Schlüssel hierfür: Die Ausschüttungen, um erneutes Wachstum der Commitments zu ermöglichen. Insgesamt waren die Netto-Cashflows negativ, aber das sei in einem allgemein wachsenden Ökosystem privater Fonds nicht ungewöhnlich.Quelle: Pitchbook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Die Ausschüttungen 2023 lagen weit unter den Niveaus von 2021 und 2022, aber dies galt auch für Kapitalabrufe: Der Nettobetrag für 2023 betrug 77,4 Mrd. US-Dollar mehr abgerufenes als ausgeschüttetes Kapital.
Unbeirrt von äußeren Einflüssen
Nun explizit zu Private Equity: Das globale PE-Fundraising verzeichnete laut Report im ersten Halbjahr ein starkes Ergebnis mit fast 300 Mrd. US-Dollar an neuem Kapital, da, wie Pitchbook-Analyst Nicolas Moura schreibt, die Anlageklasse ihr verwaltetes Vermögen unabhängig vom makroökonomischen Umfeld weiter ausbaue. Rechnet man das hoch, wäre man vom Superjahr 2021 nicht mehr weit entfernt:Quelle: Pitchbook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Die Erfahrenen und die Dickschiffe
Aber: Die Favoriten sind immer die gleichen, Zitat:
„The Bulk of Fundraising continues to be driven by experienced Managers seeking to raise bigger Megafunds to add to their fund Families.“
Tatsächlich stammte mehr als die Hälfte des im ersten Halbjahr 2024 weltweit eingeworbenen Kapitals aus nur 12 neuen Megafonds mit einem Volumen von über 5 Mrd. US-Dollar. Im Q2 wurden in den USA zwei Megafonds mit einem Gesamtvolumen von 40,5 Mrd. US-Dollar geclosed, wissen die Autoren zu berichten, und nennen die Initiatoren Silver Lake und Vista Equity Partners.
Regional bauen Nordamerika und Europa ihre Bedeutung aus. Und die nach wie vor deutlich dominierende Strategie: Buyouts. Das Segment steht für 86,7% des seit Jahresbeginn eingeworbenen neuen Kapitals:Quelle: Pitchbook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Alles auf der Überholspur also? Nein, nicht ganz. Denn wie der Report feststellt, sei das Umfeld für die Mittelbeschaffung schwieriger geworden und die durchschnittliche Zeit bis zum Closing eines PE-Fonds in den USA von 14,7 Monaten im Jahr 2023 auf 18,1 Monate 2024 gestiegen.
Und wie geht’s weiter?
Die Autoren erwarten durchaus eine Lockerung der Geldpolitik im H2 mit den entsprechenden Effekten auf das Fundraising, aber bleiben gleichwohl zurückhaltend – eben wegen der Erfolge aus dem ersten Halbjahr, Zitat:
„We remain wary that H1 2024 was strong for PE Fundraising and some of the largest Funds closed during this Period, so H2 may prove to be weaker than H1.“
Sollte sich das bewahrheiten, dürfte die o.a. Annäherung an die Zahlen von 2021 also sichtlich zögerlicher erfolgen, als es bei einer einfachen Extrapolierung der Fall wäre.
Fazit von ALTERNATIVES●INDUSTRIES
Es sei als Fazit von voriger Woche wiederholt: Wenn sich wie derzeit positive Berichte mit starken Fundraisings im Gleichschritt häufen, dann darf man vorsichtig optimistischer werden.
Aber seit voriger Woche tritt noch etwas hinzu: Es scheint sich etwas zu verfestigen, zu dessen Sinnhaftigkeit man makro- und ordnungspolitisch geteilter Meinung sein kann, das unstrittig aber den Alternatives-Markt auf allen Ebenen beflügeln sollte – die systematische Züge annehmenden Zinssenkungen der Notenbanken in Nordamerika und Europa!
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Sollten sich diese Trends verfestigen, dann könnte das heißen, dass – sicher auch wegen der bilanziellen Time Lags bei den Bewertungen in den Büchern der Investoren – diese Krise auf den Private Markets vorbei wäre, bevor sie richtig begonnen hat.
Teil II folgt in Kürze.
Der Global Private Market Fundraising Report von Pitchbook findet sich hier.