Das Forum für die deutsche Private Markets Community

Tickernatives (VIII):

Time is on your side?

In dieser Rubrik fasst ALTERNATIVESINDUSTRIES (un-)regelmäßig nur einige kurze Meldungen, namentlich auch von der Produktseite, aus dem globalen, schier unüberschaubaren Ozean der Private Markets mit einem groben Deutschland- und Europa-Filter tickerartig zusammen. Heute: Schweden legen Dickschiff auf. Bei Real Estate wartet man gern ab. Wieviele Deals gibt es eigentlich so? Und London macht sich locker.

Reuters (7. April): „UK to ease Rules for smaller Private Equity and Hedge Funds.“

Seit dem Brexit ist es für London ein leichtes, das Land als Standort für Finanzdienstleister attraktiv zu machen – schlicht durch eine Regulierung knapp unterhalb der der EU.

Nun will die britische Regierung die Vorschriften für kleinere PE- und Hedgefonds liberalisieren. Wie Reuters berichtet, planen das Finanzministerium und die Financial Conduct Authority, den Schwellenwert, ab dem ein Alternatives Manager der vollen Regulierung unterworfen wird, von 100 Mio. Pfund AuM auf 5 Mrd. Pfund anzuheben – also eine kleine Verfünfzigfachung!

Foto: Baz.

Gus Morison, CEO von AYU, ein globales Netzwerk der Alternatives-Community,begrüßt das Vorhaben ausdrücklich:

Dies wird ein großer Segen für aufstrebende Manager sein und viele Neueinsteiger ermutigen. Die Eintrittsbarrieren sind ohnehin hoch genug, bevor die Regulierung greift, und der Hürdenlauf mit offiziellen Stellen ist eines der größten Hindernisse überhaupt.“

Morison hofft, dass die gegenwärtige Abwanderung aus London gestoppt werden könnte, und bricht ausdrücklich eine Lanze für die kleineren Fonds:

Kleinere Manager sind oft weitaus flexibler und dynamischer und können in Bereiche vordringen, die größeren Managern nicht möglich sind. Daher können sie oft verstecktes Alpha generieren. Auch bei kleineren PE-Fonds wird der Folgeeffekt die Private Markets-Investitionen beleben. Das sind rundum gute Nachrichten. Wir brauchen mehr davon.“

PitchBook (27. März): „Real Estate Funds took a Record 21.8 Months to close in 2024.“

Im Fundraising der verschiedenen Segmente und Strategien der Alternatives sind wir teils wieder mit Rekordgrößenordnungen konfrontiert, Stichworte Ares und Ardian in PD. Ambivalenter ist die Lage bekanntlich bei Immobilien:

Wie PitchBook in seinem H2 2024 Global Real Estate Report berichtet, haben Real Estate GPs im Jahr 2024 durchschnittlich 21,8 Monate gebraucht, um ihre Fonds zu closen – ein Rekordwert, der fast 65% über dem historischen Durchschnitt liegt.

Zinsunsicherheit, steigende Inflation und zunehmende Leerstände bei Wohn- und Bürogebäuden belasten weiter den Markt, und so hat PitchBook für 2024 ein Immobilienfundraising von 85,8 Mrd. US-Dollar registriert, weit entfernt vom Rekordwert von den 241,7 Mrd. US-Dollar im Jahr 2022.

Und wie reagieren die GPs auf die Lage? Kleine Brötchen backen? Eher wohl nicht: „Anstatt das Größenspektrum nach unten zu verschieben, warten die Fondsmanager lieber ab und nähern sich ihren Zielen für die Fondsgröße so weit wie möglich an“, beobachtet Anikka Villegas, Senior Analystin bei PitchBook. Time is on their Side.

Quelle: PitchBook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Jedenfalls gab es 2024 es gleichwohl Erfolge auch beim Fundraising, v.a. bei erfahrenen GPs: So konnte Ares seinen 3,3 Mrd. US-Dollar schweren opportunistischen Immobilienfonds closen. Pitchbook sieht außerdem Anzeichen für eine Erholung gegen Ende des letzten Jahres, vermutlich infolge der Zinssenkungen in den USA und Europa.

Den PitchBook-Report gibt es hier.

EQT (28. März): EQT Infrastructure VI holds final close at its hard-cap, raising EUR 21.5 billion in total commitments.“

Das nächste europäische Alternatives-Dickschiff – nach dem neulichen Adrian Secondaries – meldet Vollzug: Die schwedische EQT hat satte 21,5 Mrd. Euro für ihren Infrastructure VI eingesammelt.

Kerndaten: Fundraising-Ziel von 20 Mrd. um gut 5% übertroffen, Vorgängerfonds um 35%; unter den LPs Pensionsfonds, Staatsfonds, Vermögensverwalter und Versicherungen sowie Private Wealth.Investment-Fokus: Infrastrukturunternehmen, die essenzielle Dienstleistungen erbringen sowie stabile oder wachsende Nachfrage, planbare Cashflows und ein vermögensbasiertes, vertraglich abgesichertes Geschäftsmodell aufweisen. Segmente: digitale Infrastruktur, Energieerzeugung, -speicherung und -verteilung, Dekarbonisierung und Elektrifizierung von Industrieprozessen und Transport, Ressourceneffizienz und Kreislaufwirtschaft sowie soziale Infrastruktur. Zwölf Deals bereits abgeschlossenen oder unterzeichnet, Deployment 45 bis 50%.

EQT Partners, 1994 auf Initiative von Wallenbergs Investor AB gegründet und heute in Stockholm notiert, operiert seit 2008 auch in Infrastruktur (Value Add, Active Core und Transition) und verwaltet dort mittlerweile 76 Mrd. Euro AuM.

Preqin (18. März): „Fundraising 2024 and 2025 Themes and Trends: LP Appetite for ‘creative Liquidity Solutions’could help recycle Capital.“

Wenn Sie sich auch schon mal gefragt haben, wie groß eigentlich das Investitionsuniversum für GPs auf den Private Markets überhaupt so ist und ob es angesichts der gigantischen Fundraising-Summen überhaupt auf dem Planeten ausreichend interessante Optionen für die GPs gibt, dann hat Preqin für Sie ein paar Zahlen zusammengetragen, v.a. mit Blick auf das diesbezüglich gar nicht einfache Jahr 2024:

Anzahl der weltweiten Private-Capital-Deals (PE, PD, VC, Real Estate, Infra und Natural Ressources):
2023: 36.949
2024: 32.107 (minus 13,1% zum VJ)

Globaler Gesamtwert dieser Deals:
2023: 1,32 Bio. US-Dollar
2024: 1,31 Bio. US-Dollar

Davon Anzahl der weltweiten PE-Buyout-Deals:
2023: 8.501
2024: 7.496 (minus 11,8% zum VJ)

Globaler Gesamtwert dieser Buyout-Deals
2023: 465 Mrd. US-Dollar
2024: 503 Mrd. US-Dollar (plus 8,1% zum VJ)

Wiederholt sei, dass auf große Fonds ein derzeit noch wachsender Anteil des aufgebrachten privaten Kapitals entfällt: 2024 wurden 51% des zugesagten Kapitals in die 100 größten geschlossenen Vehikel investiert, während es 2021 nur 34% waren. Am anderen Ende der Skala entfielen nur 24,7% der Zusagen im Long Tail der (fast 2.900) kleineren Fonds, die nicht zu den 300 größten gehören, verglichen mit 46,4% im Jahr 2021.

Außerdem suchen GPs angesichts der knapperen LP-Tickets „kreative Liquiditätslösungen“, gemeint sind Contis:

Gesamtzahl der Continuation Funds:
2024: 70 (davon 37 Single Asset)
2023: 57

Von Contis insg. aufgenommenes Kapital:
2024: 37,9 Mrd. US-Dollar
2023: ca. 33 Mrd. US-DollarQuelle: Preqin Pro. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Schließlich Secondaries, die bekanntlich immer noch verhältnismäßig gut laufen, ebenfalls getrieben durch den Liquiditätsdruck, den manche LPs spüren:

Quelle: Preqin Pro. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Man beachte die gewohnten Abgrenzungsprobleme, gerade hier weichen die Angaben von Preqin und PitchBook oft erheblich voneinander ab.

Wie dem auch sei: 2025 verspricht hier gut zu werden, der neunte Ardian-Secondary-Fonds hat bekanntlich allein schon 30 Mrd. US-Dollar eingesammelt.

Weitere Alternatives-Größenordnungen finden sich bei Mackewicz & Partners hier.

Das zur heutigen Headline anregenden Kulturstück findet sich hier.