An den Börsen wütet dieser Tage ein oranger Schwan, der auf den Namen Donald hört, und an den Kursen kann jedermann leicht die Lage ablesen. Aber was auf börsennotierte Unternehmen und ihr Umfeld wirkt, wirkt auf nicht-gelistete praktisch genauso. Man muss nur genauer hingucken. PitchBook hat das getan. Fest steht: Das Chaos kommt für die Private Markets zur Unzeit, und ein Ticker dokumentiert dies derzeit live.
Dieser Tage schwere Turbulenzen an der Börse. Ursache: überambitionierte Bewertungen, entstanden in den letzten Monaten. Auslöser: US-Präsident Donald Trump mit – wohlwollend ausgedrückt – leicht erratischer Zollpolitik. Die Kurse machen das Desaster für jedermann sekundengenau transparent und messbar, übrigens auch bei den gelisteten PE-GPs, seien es KKR, Ares, Apollo, Carlyle, Blackstone etc. pp.
Und auf den Private Markets selbst? Da gibt es diese einfachen Fieberthermometer namens „Kurse“ bekanntlich nicht. Doch was gelistete Unternehmen pressiert, pressiert nicht-gelistete nicht minder. Und das kommt natürlich alles zur Unzeit für die Private Markets, die gerade erst ihren Erholungspfad verfestigen. Die PitchBook-Analysten haben in mehreren Beiträgen ein paar Aspekte zusammengetragen:
Die Geldpolitik, die Deals und die Exits
Fed-Chef Jerome Powell, hat im Zuge das Trump-Crash bereits gewarnt, dass die Zoll-Thematik die Inflation anheizen und das Wirtschaftswachstum bremsen könnte. Weniger Wachstum und mehr Inflation – etwas, das man gemeinhin Stagflation nennt und Notenbanken bekanntlich in eine offenkundige Zwickmühle bringt. Hinzu kommt die Unklarheit der Lage wie auch Powell anmerkte.

Doch klar ist: Die Geldpolitik und die Zinsen haben maßgebliche Wirkung auf die Private Markets, und das vor allem bei Deals und Exits. Höhere Zinsen bedeuten höhere Finanzierungskosten bzw. geringere Kreditverfügbarkeit für LBOs. Gerade ein plötzlicher Kurswechsel könnte den Dealflow und die Exits unterbrechen, schreibt PitchBook, und verweist auf die Erfahrungen aus dem Jahr 2022, als eben dies geschah und die GPs gezwungen hat, ihre Prognosen und Deal-Modelle neu zu kalibrieren.

PE-Berater erwarten daher bereits eine unmittelbare Verlangsamung der Deal-Aktivitäten aufgrund der Zölle, unkt PitchBook und zitiert Patrick Quay, Leiter US-Private Equity bei EY-Parthenon:
„Die erste Reaktion bei M&A wird eine Pause bei den Deals sein; bei zollsensitiven Sektoren werden die Leute ihre Modelle verfeinern, ihre Exposures verstehen und mit der Umsetzung ihrer Risk-Mitigation beginnen.“
Die IPOs
Was für die eben angesprochen Exits insgesamt gilt für IPOs im Besonderen: Das von Trump angerichtete Chaos in der Wirtschaft und an den Märkten drückt auch auf die IPO-Lust der Anleger. Nun weiß PitchBook schon von zwei „Pausen“ zu berichten, die hier eingelegt werden: Das Bezahlunternehmen Klarna und der Ticketanbieter Stubhub.
Beide Unternehmen hatten erst Mitte März ihre Pläne für einen Börsengang bekannt gegeben.
Die Loans

Der Sekundärmarkt für Leveraged Loans ist nach dem Trumpschen „Tag der Befreiung“ erstmal eingeknickt. Laut PitchBook befürchten Anleger, dass die breit angelegten Zölle zu einem stagflationären Umfeld mit steigenden Preisen und verlangsamtem Wachstum führen könnten.
PitchBook führt den Morningstar LSTA US Leveraged Loan Index an, der am 3. April stramm abschmierte. Parallel zu den sinkenden Sekundärmarktpreisen stiegen Spreads und Renditen. Der durchschnittliche Spread bis zur Fälligkeit für Indexkredite lag am 3. April bei 442 BP nach 415 am 28. März. Die Rendite bis zur Fälligkeit stieg von 8,60% auf 8,93%. Seit ihrem Tiefpunkt am 24. Januar bei 391 BP bzw. 8,36% tendieren die Werte weiter nach oben.
Außerdem haben die PitchBook-Analysten festgestellt, dass der Markt für Neuemissionen zwar nicht vollständig zum Erliegen gekommen ist, sich in den letzten zwei Wochen aufgrund des schwachen Sekundärmarkts aber deutlich verlangsamt hat.
Die VCs
Europäische VC-Investoren könnten gezwungen sein, ihre Strategie zu überdenken, da Trump bekanntlich auch über die EU neue Zölle verhängt hat, befürchtet PitchBook.
Das Ausmaß der Wirkungen der Zölle auf die europäischen privaten Märkte, einschließlich der Risikokapitalmärkte, ist jedoch noch ungewiss. Wachstum, Lieferketten und technologische Souveränität stehen im Mittelpunkt der Überlegungen der Investoren. Die meisten europäischen Startups sind SaaS-Unternehmen; daher werden die Auswirkungen eher indirekt sein. Jedoch sind viele europäische Start-ups, insb. diejenigen in späteren Phasen, für ihr Wachstum auf Komponenten, Finanzierung oder Marktzugang aus den USA angewiesen. All dies wird durch einen Handelskrieg noch komplizierter, betont PitchBook.
Aber ganz grundsätzlich gilt, was Senior-Analystin Navina Rajan befürchtet: Die erhöhte Vola der Weltwirtschaft aufgrund der Zölle könnte zu einer Zurückhaltung der Anleger führen, da Institutionelle von risikoreicheren Anlageklassen wie VC in sicherere wie Anleihen und Immobilien abwandern.
Aber auch umgekehrt kann ein Schuh daraus werden: dass die nun immer offenkundigere Abhängigkeit Europas von den USA den europäischen Willen fördert, auch im VC-Sektor zu mehr Emanzipation zu kommen.
Erstmal dürfte jedoch gelten: VC braucht Risikobereitschaft, und manch Investor dürfte ebendiese angesichts von Lage und Perspektive der Weltwirtschaft vergangen sein.
Der Ticker
Übrigens hat PitchBook dieser Tage einen Live-Ticker laufen, in dem die Analysten die für die Private Markets wichtigsten News vermelden. Dieser findet sich hier.