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Franklin Templeton – 2025 Private Markets Outlook:

Perlen abseits ausgetretener Pfade

Der „Flight to Safety“-Trend von 2024 führte zu einer Kapitalkonzentration bei den großen Fondsanbietern. Konsequenz: GPs wetteifern um die „besten“ Mega-Deals. Die wahren Opportunitäten liegen jedoch da, wo sich die wenigsten tummeln. So die Erkenntnis eines neuen Private Market Outlooks. Aber: Für die echten Perlen ist Deep Digging angesagt. Return-Konzepte auf Basis von Financial Engineering funktionieren hingegen offenbar immer weniger.

Franklin Templeton konstatiert für das Jahr 2025 einen Wendepunkt für die Privatmärkte. Die zunehmenden Auswirkungen des gestiegenen Zinsumfelds und eines schwächelnden Exit-Marktes stellen LPs und GPs vor neue Herausforderungen, die sich auch auf das Fundraising auswirken. Nachfolgend die Kernaussagen des aktuellen Reports:

Von wegen Größe: Small is beautiful

Franklin Templeton sieht 2025 als das Jahr, in dem Investitionen in Nischenstrategien für LPs ein Gamechanger werden könnten: In einem Umfeld gestiegener Zinsen und schwächerer Exits bieten kleinere Transaktionen attraktive Opportunitäten für Investoren, die bereit sind, in Expertise und operative Wertschöpfung zu investieren, so der Report. Als Grund führen die Autoren an: GPs, die ihre Expertise gezielt auf Nischenmärkte ausrichten, bieten Investoren deutliche Wettbewerbsvorteile. Möglichkeiten, welche den – im Fundraising derzeit sehr erfolgreichen – „Big Playern“ aufgrund ihrer Größe verwehrt sind:

This could create more Opportunities for Niche Strategies to generate Alpha in smaller, less competitive Areas of Private Markets where the Scale of larger Firms becomes a Burden rather than an Advantage.“

Zudem können fokussierte Investments in spezialisierte Bereiche wie Life Science-Immobilien, erneuerbare Energien oder regionale Fonds erhebliche Vorteile bringen. „Deep Digging“ ist jedoch essenziell, um versteckte Perlen zu identifizieren und sich von der Masse abzuheben.

Tschüss Hebel: Financial Engineering war gestern?

Laut Report wurden 70% der Renditen bei Buyout-Deals zwischen 2010 und 2021 durch Leverage und die Ausweitung der Markt-Multiplikatoren erzielt. Die Situation hat sich geändert. Wertschöpfung durch Umsatz- und Margensteigerung wird immer wichtiger, Franklin Templeton betont: “The Private Equity and Venture Capital Playbooks of the Past Decade, where one could financially engineer a Return, are becoming less effective.”

Künftig gefragt dagegen laut Report: Manager, die über echte Wertschöpfungs-Expertise verfügen und sich auf kleinere Transaktionen mit einem klaren Exit-Plan konzentrieren.

Für VC bedeutet dies bspw., größere Kapitalbeträge in eine kleinere Anzahl der stärksten Unternehmen zu investieren, anstatt wie in der Vergangenheit über hunderte Unternehmen aus verschiedenen Sektoren zu streuen.

Allokationsentscheidungen neu gedacht

Die langsamere Rückführung des Kapitals aus Buyout- und Venture-Capital-Investitionen führt laut Report dazu, dass „Investoren ihre Allokationen über diese beiden in der Vergangenheit dominierenden Anlageklassen hinaus diversifizieren.“

Allokationsentscheidungen sollten präziser und selektiver werden, wobei das Zinsniveau zunehmend eine wichtige Rolle spielen wird. Die Autoren erwarten, dass Investoren sich von Vermögenswerten abwenden, bei denen die Kreditkosten ein Problem darstellen und/oder finanzielle Hebel die Renditen angetrieben haben, und stattdessen in Bereiche wie Private Debt investieren, bei denen höhere Zinssätze vorteilhaft sein können.

Aber auch bei der Betrachtung des Private Debt-Marktes gilt: Die Perlen sind nicht in den „überlaufenen“ Bereichen zu finden. Laut Report gab es im H1 2025 starke Nachfrage der LPs bei:

  • Direct Lending mit dem höchsten Niveau seit mehr als 15 Jahren und fast ausschließlich Megafonds mit Volumen ab 1 Mrd. US-Dollar

  • erfahrenen Managern mit mind. drei Fonds oder 12-15 Jahren Erfahrung

  • und 70% der Flows gingen an Manager mit Track Record von vor der globalen Finanzkrise 2008.

Quelle: Franklin Templeton; Region: global; Stand: 30.06.2024; Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Franklin Templeton hat aufgrund der geringeren Konkurrenz um Deals attraktivere Opportunitäten im Core Middle Market-Bereich ausgemacht und sieht für das Jahr 2025 überzeugendere Möglichkeiten im Bereich der Privatkredite bspw. bei Commercial Real Estate (CRE)-Debt oder auch bei Private Debt im generell weniger wettbewerbsintensiven Europa.

Trotz Stottern Wachstum ohne Limit?

Zurück zu den Private Markets insgesamt: Mit einer Wachstumsrate, welche über die letzte Dekade das Zweifache der öffentlichen Märkte betrug, wurden per Ende 2024 voraussichtlich über 15 Bio. US-Dollar an AuM in Private Markets verzeichnet. Für 2028 werden fast 28 Bio. US-Dollar erwartet.Quelle: Franklin Templeton; Region: global; Stand: 14.09.2024; Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Institutionelle Investoren, so der Report, haben innerhalb der letzten Dekade ihre Allokation in Private Markets von durchschnittlich 17 auf 27% gesteigert. Beweggründe: Höheres Ertragspotenzial, Diversifikation und Möglichkeiten zum Inflation Hedging. Bis 2032 wird eine Steigerung ihrer Holdings um jährlich 4 bis 10% erwartet.Quelle: Franklin Templeton; Region: global; Stand: 31.12.2023; Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Eine Herausforderung bleibt die Divergenz zwischen Capital Call Rates und den Distributions, welche die Investoren häufig für ihre neuen Commitments eingeplant haben. Der Report sieht hier LPs gewissem Druck ausgesetzt, da sich der Mangel an Exits schmerzhaft bemerkbar macht. Auf der GP-Seite leidet das Fundraising.

Liquidität also, und die schaffen Secondaries. Das Transaktionsvolumen wird 2024 mit voraussichtlich 140 Mrd. US-Dollar ein ATH erreichen. Dennoch: Der Secondary-Markt ist im Vergleich zum steigenden Bedarf für Liquiditätslösungen unterkapitalisiert, so die Feststellung des Reports.Quelle: Franklin Templeton; Region: global; Stand: 31.03.2024; Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Fazit von ALTERNATIVESINDUSTRIES

„Einheitslösungen“ sind nach Franklin Templeton nicht mehr ohne weiteres möglich. Die besten Chancen liegen in weniger überlaufenen Nischen, die ein fundiertes Fachwissen und eine strategische Herangehensweise erfordern. LPs sollten sich also konträr zur Bewegung der „Masse“ stellen. Deep Digging und intensive Due Diligence wird zur Grundvoraussetzung für künftigen Erfolg bei Investitionen in den Private Markets.

Die Aussagen des Reports sind nachvollziehbar. Jedoch fragt sich, was passiert, wenn sich das alle Marktteilnehmer zu Herzen nehmen: Wenn die Mehrzahl der LPs auch hier in die gleiche Richtung läuft, dann sind Nischen schnell keine Nischen mehr. Noch ist davon allerdings nicht viel zu sehen: Wie Preqin just vermeldet hat, entfällt auf große Fonds ein derzeit noch wachsender Anteil des aufgebrachten privaten Kapitals: 2024 wurden 51% des zugesagten Kapitals in die 100 größten geschlossenen Vehikel investiert, während es 2021 nur 34% waren. Die 50 größten Fonds sammelten 2024 37% aller Mittel ein; dieser Wert hatte 2021 noch bei 24,5% gelegen.

Der “Franklin Templeton – 2025 Private Markets Outlook” findet sich hier.