Infrastruktur bleibt zentral – so der Eindruck beim PEI Infrastructure Summit 2025 in Berlin, der erneut die Alternatives-Szene aus aller Welt zusammenbrachte. Welche Trends sind angesagt? Wie ist die Stimmung? Welche Investments sind angesagt? ALTERNATIVES●INDUSTRIES war vor Ort und hat sich umgehört.
Berlin, 17.-20. März, turnusgemäßer PEI Infrastructure Summit 2025, längst als weltweit wichtiger Events der Infrastrukturbranche etabliert. Nackte Zahlen: 3.000 Teilnehmer, nochmal 500 mehr als im Vorjahr. Darunter: 800 LPs, plus 150. Über 350 Redner teilen ihre Perspektiven und Zukunftsprognosen.

Die Konferenz ist und bleibt international, Großteil der Besucher aus Asien, Nordamerika, Nahost; prominente Akteure wie die Abu Dhabi Investment Authority, der Ontario Teachers Pension Plan, die European Investment Bank vs. exotischere Player wie der Silk Road Fund, das Ministry of Economy of the Republic of Azerbaijan, die East Japan Railway Company. Und DACH? Augenscheinlich trotz Heimspiels eine Minderheit.
„Stabile Performance, solider Schutz vor Verlusten.“
Weiter auffällig: Der Trend zahlreicher Satelliten-Events in den umliegenden Hotels oder auch Restaurants. Gezielt wird das Umfeld der Konferenz für Gespräche und Networking genutzt, von so manchem Akteur auch ohne Registrierung zur Veranstaltung. Nach Konferenzende verkündet PEI eine weniger zentrale Location für das kommende Jahr in Berlin.

Und was sagen die Konferenz-Besucher vor Ort? Dominik von Scheven sieht Momentum: Infrastrukturinvestitionen punkten im Vergleich zu anderen Asset-Klassen. Institutionelle und nicht-institutionelle Investoren – darunter High Net Worth Individuals und Family Offices – erkennen die Stärke. „Stabile Performance, solider Schutz vor Verlusten“, so der Managing Director Infrastructure Investments bei Hamilton Lane. Und: Infrastruktur schlägt den öffentlichen Markt – konstant über die letzten 10 bis 12 Jahre.
Small to Mid-Market im Fokus: Laut v. Scheven gewinnt das Segment branchenweit an Dynamik. GPs setzen auf Small to Mid Market-Transaktionen, und selbst größere LPs zeigen Interesse an Deals, die zuvor oft als zu klein galten. „Mehr Exit-Möglichkeiten in einem Markt, der große Vermögenswerte nur begrenzt handelbar macht“, erklärt der Infrastrukturexperte.
Während Investoren also zunehmend den Small to Mid-Market wertschätzen, herrscht weniger Optimismus im Large Cap-Sektor. Große Transaktionen dauern länger und ziehen nur wenige potenzielle Käufer an – eine Unsicherheitsquelle für Investoren, so v. Scheven. Der Wettbewerb? Im Large Cap-Segment deutlich intensiver als bei Small und Mid Cap-Deals.
Energy Transition als Konstante
Die Energiewende bleibt im Fokus. Ronald Gaultier betont die Vorzüge von Infrastrukturinvestitionen im Allgemeinen wie im Speziellen – gerade in Zeiten politischer Unsicherheiten. „Krisenfest und geschätzt von LPs“, so der Deputy Head Energy Transition bei Sienna Investment Managers. Besonders die Infrastruktur der Energiewende überzeugt: „Einer der stabilsten Investitionsbereiche“, erklärt Gaultier.
„Die Energiewende ist alternativlos.“

Dabei sei es zu berücksichtigen, dass die EU derzeit weiter klar von Öl- und Gasimporten abhängig ist, und zwar zu mehr als 90%. Ein kritisches Problem für die Souveränität, warnt Gaultier. „Die Energiewende ist alternativlos. Öl und Gas müssen grüner Energie weichen“, betont der Sienna-Manager.
Erneuerbare Energien treiben Innovation: Der wachsende Anteil in der EU bringt neue Vermögenswerte hervor. Neben PV- und Wind-Anlagen entstehen eigenständige Speicher- und Hybridprojekte, die PV/Wind mit Speicher kombinieren – eine Antwort auf die intermittierende Natur erneuerbarer Energiequellen. Die technische und marktbezogene Komplexität wächst – umfangreiche Expertise wird zur Schlüsselressource.
KI und Digitales als Infrastruktur-Neulinge?
Weiteres dominierendes Thema auf der Konferenz: digitale Infrastruktur. Laut v. Scheven spricht nahezu jeder Konferenzteilnehmer über Künstliche Intelligenz. Mehrere Redner betonen die Bedeutung des sog. „DeepSeek-Effekts“ für die steigende Nachfrage nach Rechenzentren.

Dateninfrastruktur bleibt zentrales Thema für Diskussionen und Bedürfnisse im Infrastrukturbereich, beobachtet v. Scheven. Der steigende Energiebedarf verlangt beschleunigte Lösungen. „Erneuerbare Energien spielen eine Schlüsselrolle – niedrige Produktionskosten und schnelle Bauzeiten überzeugen“, erklärt er. So schließt er sich, der Kreis bei den derzeitigen Investitionsfavoriten.
Die Rolle der Staaten
Aber: Sienna Investment Managers sieht klare Folgen der Aussetzung der US-Finanzhilfe für die Ukraine und dem 800-Mrd.-Euro-Plan der EU für Verteidigungsausgaben. „Die zentrale Frage der Ressourcenverteilung steht im Raum“. Öffentliche Unterstützung für die Energiewende könnte zugunsten der Verteidigungsindustrie schrumpfen.
Siennas Fokus: Projekte mit gesicherten Subventionen oder hoher Wettbewerbsfähigkeit. „Italien, mit strukturell höheren Energiepreisen durch Gasabhängigkeit, wird bevorzugt gegenüber Frankreich, wo Marktbesonderheiten PPAs erschweren“, erklärt Gaultier, „zudem legen wir großen Wert auf den langfristigen eigenständigen Wert, den Infrastrukturanlagen haben müssen, um unseren Investitionskriterien zu entsprechen.
Auch Stafford Capital Partners sieht Herausforderungen: Geopolitische Ereignisse bzw. die gestiegene Vola zwingen Investoren häufiger zu aktiven Portfolio- und Allokationsumschichtungen. Dennoch bleibt Infrastruktur ein Markt mit enormen Bedürfnissen – unabhängig von militärischen Erwägungen. Belastete Staatsfinanzen könnten in Europa Chancen für verstärktes privates Engagement schaffen, so der Private Markets Manager gegenüber der Redaktion auf der Messe.
Hamiltons v. Scheven begrüßt das Investitionspaket der Bundesregierung ausdrücklich, sieht „positive Dynamik und Optimismus.“ Seine Hoffnung? Ein Umdenken, das mehr PPP fördert und privates Kapital stärker in Infrastrukturprojekte einbindet.
„Jeder investierte Euro in Infrastruktur hat einen hohen Multiplikator-Effekt.“
Deutschland hat Rechenzentren und Projekte im Bereich erneuerbarer Energien, doch viele große Infrastrukturprojekte bleiben bis dato in öffentlicher Hand. „Vielleicht entstehen nun neue Chancen für den privaten Sektor“, meint v. Scheven, „jeder investierte Euro in Infrastruktur hat einen hohen Multiplikator-Effekt, stärkt zahlreiche Branchen – und letztlich die deutsche Wirtschaft.“ Analoges gelte für Europa, er sieht wachsenden Optimismus, während die USA von Unsicherheiten geprägt sind. „Anreize schaffen Möglichkeiten – besonders in Märkten wie Deutschland, Frankreich, Italien und Spanien“.

Energiewende als Stabilitätsanker: Für Sienna fügt sich die Energiewende nahtlos in die kritischen Fragen zur Souveränität der EU ein, gerade in diesem schwierigen geopolitischen Umfeld sieht man einen langfristigen und starken Trend, der den Infrastrukturbereich präge.
Infra-Secondaries mit lange nicht gesehenen Discounts …

Und wie ist die Lage im Zweitmarkt? William Greene, Managing Partner von Stafford Capital Partners Infrastructure Business, sieht derzeit den besten Secondary-Markt für Investitionen überhaupt – besser als je zuvor, besonders im Vergleich zum Primärmarkt. Preise? Auf einem Niveau, das seit der Finanzkrise nicht mehr erreicht wurde. Assets mit zweistelligen Discounts? Keine Seltenheit. „Externe Schocks treiben qualitativ hochwertige Vermögenswerte und Portfolios auf den Markt“, erklärt Greene, und verweist auf Bewegung bei den Discounts: Vor fünf Jahren starteten Asset-Verkäufer mit einem NAV-Referenzwert um 100%. Heute beginnen Verhandlungen bei 10% Discount – eine Entwicklung, die die IR um durchschnittlich 2% pro Jahr steigert. „Im Infrastrukturkontext ein signifikanter Wert“, so Greene.
Außerdem blicke man mal zurück: Greene betont die beeindruckende Entwicklung von Secondaries: „Diese haben, besonders für Infrastruktur, in den letzten 15 Jahren enorm zugelegt. Das Volumen im Sekundärmarkt hat sich in fünf Jahren verdoppelt und überschreitet nun 10 Mrd. US-Dollar im Bereich der LP-Sekundärmärkte“.
… attraktiv für Pensionsinvestoren?
Laut Ingo Marten, ebenfalls Managing Partner Real Assets bei Stafford, steige die Nachfrage von Pensionsfonds nach Infrastructure-Secondaries. Die stabile, ertragsgenerierende Anlageklasse sieht er für Pensionsfonds ex definitione attraktiv.

Von der Nische zum Fokus: Zwischen 2010 und 2012 wuchs bei Pensionsinvestoren der Wunsch nach detaillierten Informationen und präziser Risikobewertung – geprägt durch gemischte Erfahrungen aus der Finanzkrise. Der Secondary-Markt war damals noch eine Nische. Heute liegt der Fokus im Dialog mit Pensionsfonds-Kunden auf Stabilität, größeren Kapitalbeträgen und guten Cash-Erträgen ohne J-Curve, so Marten.
Greene stellt fest, dass der Secondary Infrastructure-Markt konstant unterkapitalisiert ist. „Der Sekundärmarkt wächst, doch es gibt eine Diskrepanz zwischen verfügbarem und investierbarem Kapital, die das erwähnte aktuelle Rabattumfeld antreibt“, so Greene. Marten ergänzt: „Diversifizierung ist ein zweiter Vorteil von Sekundärmärkten, um z. B. politische und Marktrisiken zu minimieren.“
Wo macht man’s?
Stafford konzentriert sich auf Infrastruktur-Sekundärinvestitionen, geografisch zu 50 bis 60% in Europa, der Rest ebenfalls in der OECD. Die Net-Zero-Verpflichtung sieht vor, dass mindestens 25% der Investitionen in den Energiewende fließen. Typische Portfolios umfassen rund 300 Vermögenswerte in über 20 Fondspositionen.
„Investoren müssen die granularen Risiken jedes einzelnen Assets verstehen.“
Aber: gründliche Due Diligence auf Asset-Ebene beherzigen! Greene unterstreicht: „Investoren müssen die granularen Risiken jedes einzelnen Assets verstehen, um fundierte Entscheidungen treffen zu können.“
Die Sektoren Digital und Erneuerbare machen inzwischen ein Drittel der Infrastrukturinvestitionen aus – ein klarer Fokus für Stafford. „In einem Markt mit wachsender Vorsicht gegenüber Entwicklungsprojekten sind sekundäre Strategien besonders attraktiv und bieten potenziell Renditen von über 10%“, erläutert Greene.
Hamilton Lane bestätigt den wachsenden Fokus auf Infra-Secondaries. Mit verlangsamten Exits in den letzten zwei Jahren suchen immer mehr Investoren nach Chancen im Sekundärmarkt. v. Scheven: „LPs sehen den Sekundärmarkt zunehmend als Instrument zur Liquiditätssteuerung bei Entscheidungen über die Portfoliozusammensetzung, während GPs ihn nutzen, um Teilverkäufe einzelner Assets zu realisieren oder Wachstumskapital für investitionsintensive Business-Pläne zu beschaffen.“
Auch Stafford bestätigt den Trend. „Immer mehr Investoren nutzen den Markt für aktives Portfoliomanagement, statt ihn nur für Notverkäufe oder vereinzelte Denominator-Effekte einzusetzen“, erklärt Marten.
Fazit von ALTERNATIVES●INDUSTRIES
Im politischen Fokus ist Infrastruktur ohnehin. Auch die wachsende Bedeutung von privatem Kapital ist auf der Konferenz sichtbar. Investitionen in die Energiewende? Weiterhin auf der Agenda weit oben. Auf Wachstumskurs: digitale Infrastruktur. Während Small-to-Mid-Market-Deals an Dynamik gewinnen, bieten Secondaries mit Discounts attraktive Renditechancen und fördern strategisches Portfoliomanagement. Insgesamt zeigt sich ein optimistisches Bild für Investitionen, trotz geopolitischer Herausforderungen.
Allerdings: Die Veranstaltung fand statt vor den Börsen-Kapriolen, die Donald Trump im März begann auszulösen. Die Rückgänge bei den Bewertungen zeigen sich zwar unmittelbar nur bei gelisteten Werten, doch wenn börsennotierte Unternehmen im Wert sinken, sollte das für nicht gelistete Unternehmensbeteiligungen faktisch nicht weniger gelten. Da dürfte Infrastruktur auch keine grundsätzliche Ausnahme machen (selbst wenn hier die Zollproblematik eine geringere Rolle spielen dürfte). Ob das, was sich derzeit an den Märkten und in der Folge vermutlich der Realwirtschaft abspielen wird, die seit circa zwei Jahren sichtbaren Erholungstendenzen an den Private Markets zurückwerfen wird, bleibt abzuwarten. Damit zu rechnen ist jedenfalls.