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PEI Infrastructure Investor Global Summit in Berlin (II):

Nun alles auf Fixed Income?

Hier nun der zweite Teil der Berichterstattung zu der Stimmungslage im Segment der Infrastrukturinvestments, eingefangen auf dem neulichen PEI Infrastructure Investor Global Summit. AI-Autor Merten Trautmann war vor Ort und hat sich erkundigt, wie sich Private Markets entwickeln, wenn Liquid Fixed Income wieder halbwegs auskömmliche Renditen bietet – zumindest nominal.

Nach dem ersten Teil heute die Fortsetzung der Berichterstattung zum PEI Infrastructure Investor Global Summit, der vom 18. bis 21. März in Berlin stattfand:

Parallel zum gestiegenen Interesse an Infrastruktur ist auch dasjenige an Fixed Income gestiegen, bspw. bei vielen Pensions-Investoren bevorzugt als IG in der Direktanlage. Machen sich die beiden Asset-Klassen nach Ende der Nullzinsphase also gegenseitig Konkurrenz? Eine Frage, die man stellen kann – bestenfalls auf dem Branchentreff der Infrastruktur-Profis, der zwischen dem 18. und 21. März in Berlin stattgefunden hat:

Ein Jahr der Reparaturen

Michael Hennig, Energy Infrastructure Partners.

Michael Hennig sieht durchaus, dass Fixed Income aufgrund des Zinsanstieges interessanter wurde und viele Anleger im Rahmen ihrer ALM-Studien und dem aufgrund des je nach gefahrener Duration entstandenen Schadens im Portfolio in den letzten beiden Jahren quasi gefordert waren, die Budgets verstärkt in Fixed Income zu investieren. „Das Jahr 2023 war sehr stark geprägt durch „die Reparatur“ der Portfolios“, so der Head of Client Solutions Germany bei Energy Infrastructure Partners. Inzwischen hätten aber viele Anleger ihre Anpassungen nahezu erledigt und seien wieder freier in ihren Allokationsentscheidungen. Allerdings werde man wahrscheinlich nie wieder die Investitionshöhen im Bereich Infrastructure Equity sehen, die man seinerzeit auf dem Parkett gesehen hat, weil viele Investoren ihre Allokationen in den letzten zehn Jahren bereits stark aufgebaut haben.

Thomas Kalthoefer weist gleichwohl auf ein gewisses Paradoxon hin: „Weil die Private Markets auf der linken Seite der Bilanz im Bestand durch den Zinsanstieg in Relation zugelegt haben, stehen durch den Denominator-Effekt weniger Mittel für die Allokation eben der Infrastruktur zur Verfügung.“ Und das, obwohl gerade diese als Investment an sich genau das getan habe, was sie soll: einen stabilen Schutz gegen starke, schnelle Zins- und Inflationsschwankungen zu bieten, stellt der Senior Principal Investments & Team Lead Infrastructure bei der DWS fest.

Markus Schuwerack, Sienna.

Markus Schuwerack, Country Head of Sales Germany & Austria der franco-kanadischen Sienna Investment Managers, merkt an: „Obwohl viele Anleger auch in den Jahren 2022 und 2023 ein Auge auf Alternatives hatten, so haben die Gremien dann oft die Entscheidung zugunsten liquider Anleihen getroffen. Es sei aber immer klar gewesen, dass alternative Investments mit der Zeit wieder interessanter werden.“ Nun, im Jahr 2024, merke man, dass es sich um eine weiterhin gefragte Asset-Klasse handele.

Who’s who en vogue?

Tim Becker, DWS.

Und die Top-Trends für die Gesprächspartner? Klar weiter die Themen Erneuerbare Energien und Digitalisierung. Zwei Ausnahmen:

Tim Becker sieht auf der Anlegerseite beim Thema Erneuerbare Energien und auch im Bereich Digitalisierung eine gewisse Sättigung. Hier gelte es, bei Investitionen die Besonderheit des jeweiligen Ansatzes hervorzuheben. Dafür sieht der Head of Infrastructure Coverage D-A-CH bei der DWS woanders Aufholbedarf: Beispiel Transport. Hier sei in den letzten drei bis fünf Jahren ein Ungleichgewicht entstanden, auch wegen Corona. Dann Soziales, bspw. werde das Gesundheitswesen für privates Kapital immer wichtiger. Die kapitalintensiven Investitionen seien auch hier für die öffentliche Hand nur schwierig zu stemmen.

Esther Peiner, Partners Group.

Den Trend zu verstärkten Investitionen im Gesundheitsbereich sieht auch Esther Peiner, Partner und Global Head of Private Infrastructure bei der Partners Group in der Schweiz. Für sie steht im Vordergrund, die Balance zwischen der Konzentration auf die operative Wertschöpfung und der Schaffung von Optionalitäten im Portfolio zu halten, sei es im Hinblick auf verschiedene Technologien oder Regionen. Wenn diese Balance stimme, gäbe es in allen Regionen und Sektoren interessante Investitionsmöglichkeiten.

„Die Zeiten sind vorbei, in denen man sich noch wie vor drei bis vier Jahren auf die Kapitalmärkte verlassen konnte, um die Eigenkapitalrendite immer weiter nach oben zu treiben.“ Fremdkapital sei jetzt sehr viel teurer geworden und kann die Eigenkapitalrendite nun weniger positiv unterlegen, sagt Peiner. Der Fokus liege daher mehr denn je darauf, auch operativ Mehrwert zu schaffen. Dies sei im Übrigen im besten Fall auch gleichbedeutend damit, gesellschaftlichen Mehrwert zu schaffen.

Manage me pls

Für Kalthoefer ist es wichtig, mit einem aktiven Ansatz breit diversifiziert in operativ agierende Gesellschaften zu investieren und aktiv auf der Aufsichtsebene mitzugestalten. „Kein buy und hold, sondern wir gehen in die Unternehmen rein, auf einer Aufsichtsebene, versuchen sie strategisch weiterzuentwickeln und wachsen zu lassen und haben eben auch Möglichkeiten, wenn nötig einzugreifen“, so Kalthoefer. „Anders als bei einzelnen Projektfinanzierungen bevorzugen wir die Beteiligung an Unternehmen, die ein diversifiziertes Risikoprofil aufweisen – das kann bspw. eine Diversifikation über Regionen oder Geschäftspartner sein.“

Thomas Kalthoefer, DWS.

Peiner beobachtet, dass größere institutionelle Investoren derzeit seltener große Direktinvestitionen in Infrastruktur tätigen als in den letzten fünf Jahren bzw. speziell in den letzten 18 Monaten. Die Auswirkungen auf den gesamten Infrastruktur-Markt müsse man noch abwarten, da es da auch einen gewissen Lagging-Effekt gäbe, welcher sich dann in sechs bis neun Monaten beim Fundraising zeige. Da bei den Technologien noch sehr viel in Bewegung sei, müsse man sich deutlich diversifizierter aufstellen, um auch reagieren zu können auf immer wieder neue Änderungen an die Anforderungen an die Infrastruktur.

„Mit einem traditionellen Infrastruktur-Investment, wie man es noch vor 15 bis 20 Jahren kannte, mit einer klaren langfristigen Asset-Lebensdauer, mit einem Abnahmemodell, welches sich über 20 bis 30 Jahre amortisiert, ich glaube, das wird zunehmend schwieriger werden, sich auf solche Investitionsmodelle allein zu verlassen“, so Peiner.

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