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PEI Infrastructure Investor Global Summit in Berlin (I):

Let’s talk about Infrastructure

Derzeit läuft in Berlin die Super-Return, doch hier und heute erstmal ein Rückblick: Investitionen in Infrastruktur sind derzeit en vogue in den Private Markets. Dieses Bild bestätigt sich auf dem Groß-Event, der zum Frühlingsanfang in Berlin stattgefunden hat. ALTERNATIVESIndustries hat vor Ort und im Nachgang mit Teilnehmern der Konferenz gesprochen. Wie ist die Stimmung am Markt? Was sind die aktuellen Trends? AI-Autor Merten Trautmann war dabei und gibt einen Stimmungsbericht in mehreren Teilen wieder. Heute: Zwischen Debt, Equity und Inflationsschutz.

Berlin, 18. bis 21. März: Der PEI Infrastructure Investor Global Summit hat geladen – und die Akteure sind gekommen. Denn als Erstes fällt auf: die Größe! Weit über 2500 Teilnehmer aus aller Welt, davon mehr als 650 LPs. Zweiter Blick: Besucher aus der D-A-CH-Region: eindeutig in der Minderheit!

Foto: PEI (für die Marketingeinblendungen ist PEI verantwortlich).

Gefühlt kommt ein Großteil der Teilnehmer aus Asien, Nordamerika und dem Nahen Osten. Über 50 Länder sind laut PEI auf der Konferenz vertreten. Mehr als 350 Redner referieren und geben aktuelle Lageeinschätzungen. Prominente Vertreter: Zanny Minton Beddoes – Chefredakteurin des Economist sowie Mark Carney – ehemaliger Gouverneur der Bank of England sowie der Bank of Canada und derzeit Head of Transition Investing bei Brookfield Asset Management.

Core Satellite der ganz eigenen Art

Der Redebedarf im Sektor scheint weltweit hoch zu sein, die Möglichkeiten aber auch. Der Andrang ist so groß, dass rund um die Konferenz eigene Satelliten entstanden sind. Viele Gespräche und Interviews finden in den umliegenden Hotels statt.

Dominik v. Scheven, Hamilton Lane.

Alle Kontinente sind vertreten, darunter von altgedienten Großakteuren wie dem „Ontario Teachers Pension Plan“ oder dem „Australian Retirement Trust“ bis zu exotischeren Playern wie „Maha Capital Partners“ aus Doha. Der eigentliche Konferenzort ist entsprechend überfüllt. Die Konferenz ist über die Jahre stetig gewachsen, hat Dominik v. Scheven, Managing Director Real Assets Investments von Hamilton Lane, beobachtet. Zu Anfang mit einer niedrigen dreistelligen Teilnehmerzahl gestartet, ist der Event nun offenbar erwachsen geworden.

Dieser Markt ist kein kleiner

Die Investitionsmöglichkeiten für privates Kapital im Infrastrukturmarkt? Gigantisch! Angaben zum verwalteten Kapital sind je nach Datenanbieter sehr unterschiedlich, doch Daten von Hamilton Lane verdeutlichen den Trend:

Demzufolge lag Ende September 2023 der Anteil von Infrastruktur bei 9% des Gesamtmarktes für Private Investments. Dieser wiederum hatte per Jahresende 2023 ein Volumen von 14,4 Bio. USD. Zum Vergleich: 2007 waren es nur 4% von 2,42 Bio. USD Gesamtmarkt! Weiter zurück: 1999 rangierte Infrastruktur mit 1% von damals 570 Mrd. USD Gesamtmarkt unter ferner liefen.

Auch interessant die Verteilung: Laut Hamilton Lane sammelten die Top-5 Fundraiser 2023 nur bis Ende September des Jahres 68,5 Mrd. USD ein. Für die übrigen GPs blieben „nur“ 35,7 Mrd. USD an frischem Kapital.

Michael Hennig, Energy Infrastructure Partners.

Der Ausrichter der Konferenz – PEI – teilt der AI-Redaktion folgende Zahlen mit: Im Januar 2024 gab es weltweit 481 nicht-börsennotierte geschlossene Fonds, welche eine Anlagesumme von 421,4 Mrd. USD anstreben. Zum Vergleich: Für 2023 zählte PEI 367 Fonds.

Esther Peiner, Partners Group.

Wie dem auch sei: Privates Kapital wird dringend benötigt. Darin sind sich alle Interviewpartner einig. Michael Hennig rechnet vor: „Infrastruktur wird in der Regel nach einem Zeitraum von 40 Jahren als erneuerungsbedürftig angesehen.“ Unter dieser Annahme würde bis zum Jahr 2030 in vielen Ländern über 50% der Infrastruktur – über alle Subsektoren hinweg – ein Alter von über 40 Jahren erreicht haben, so der Head of Client Solutions Germany bei Energy Infrastructure Partners, weiter.

Esther Peiner, Partner und Global Head of Private Infrastructure bei der Partners Group, schätzt, dass es allein für die Energie-Transition einen Investitionsbedarf von mehreren Bio. USD weltweit gibt.

Zinsen rauf, Projekte runter? Disziplin!

Und trübt die Geldpolitik? Bremsen höhere Fremdkapitalkosten Projekte aus? Tendenziell wohl Fehlanzeige! Trotz der infolge des Zinsanstieges höheren Fremdkapitalkosten ist für keinen der Interviewpartner ein Mangel an attraktiven Projekten erkennbar.

Daniel Fuchs, Managing Director und Head of High Yield Infrastructure Debt bei BlackRock, gibt zu bedenken, dass die Finanzierung neuer Projekte jetzt zwar teurer sei als noch vor zwei bis drei Jahren. Allerdings sei die Nachfrage nach Infrastruktur so groß, dass bspw. Stromabnahmeverträge oder andere Revenue-Mechanismen nach oben angepasst werden können – das ist wohl sicher auch unter dem Gesichtspunkt des Inflation Hedges von Infrastruktur ein wichtiger Aspekt.

Daniel Fuchs, BlackRock.

Viele der traditionellen Infrastrukturfinanzierer seien derzeit zudem weniger aktiv, argumentiert Fuchs weiter. So müsse der Staat seine Budgets unter Kontrolle halten, durchaus ein Thema auf der ganzen Welt. Banken seien aufgrund stärkerer Regulierung ebenfalls zurückhaltender. Fuchs erinnert daran, dass das derzeitige Zinsumfeld historisch gesehen auch keinesfalls besonders hoch ist; im Gegenteil sorge es eher für mehr Disziplin am Markt. In einem Nullzinsumfeld könne man auch Investitionen finanzieren, die vielleicht ökonomisch grenzwertig sind. „Insgesamt ist aber nur ein kleiner Teil der Projekte verzögert oder nicht realisiert worden.“

Auch Peiner konstatiert ein positives Gefühl für Infrastruktur und betont, dass der Markt für Infrastruktur-Investments positiver performt hat als viele andere Segmente der Private Markets. Und die Marge für das segmentimplizite Risiko? Aus ihrer Sicht als Investorin, die normalerweise Fremdkapital aufnimmt, auch nicht per se gestiegen, sondern teilweise sogar etwas gefallen. „Wir haben keine großen Margenerweiterungen gesehen. Bei guten Infrastrukturprojekten mit demonstrierbarem Environmental und Social Benefit haben wir eher festgestellt, dass die Margen etwas enger geworden sind über die letzten Jahre.“ Natürlich sei der Basiszins gestiegen, aber das segmentimplizite Risiko scheine zumindest in der Marge eher etwas kleiner geworden zu sein, so Peiner.

Das Versprechen des Inflationsschutzes

Thomas Kalthoefer, DWS.

Hat sich der schon erwähnte, versprochene Inflationsschutz also bewährt? Für den Equity-Bereich wird diese Frage mit einem klaren Ja beantwortet. Auch Thomas Kalthoefer ist sich mit Fokus auf die Equity-Seite sicher: „Infrastruktur hat genau jetzt in dieser Phase bewiesen, was es kann als Asset-Klasse, nämlich dass sie deutlich resilienter ist gegenüber Zins- und Inflationsschwankungen als alle anderen Klassen“, so der Senior Principal Investments & Team Lead Infrastructure bei der DWS. Eine Ausnahme macht Kalthoefer für den Bereich der Super Core-Infrastruktur, welcher aufgrund von hohem Leverage und längerfristigen Regulierungen durchaus gelitten habe. „Im Gegensatz dazu arbeitet man im Bereich von Core+ oft in Situationen, die aktiv gemanagt sind, wo sie aktiv gegensteuern können, bspw. auf der Transport- oder Energieseite, wo Preise weitergereicht werden können.“

Peiner, ebenfalls mit Fokus auf die Equity-Seite, glaubt, dass die Infrastruktur-Investitionen im eigenen Portfolio sich als Inflations- und auch Zins-Hedge durchaus bewährt haben. So habe man entweder über Regulierung oder über Verträge, sowohl direkt oder auch über die Marktposition der Portfolio-Firmen fast vollumfänglich über das Portfolio die Inflation und teilweise auch die Effekte der Higher Rates bei neuen Assets im Wesentlichen komplett weitergeben können. Hennig bestätigt dies ebenfalls für Energy Infrastructure Partners: „Mit unserem ausschließlichem Fokus auf Energie-Infrastruktur und dort im Speziellen auch auf regulierte Assets, ist der klassische Inflation-Hedge geliefert worden – und so wird es sicher auch in der Zukunft sein.“

Foto: PEI (für die Marketingeinblendungen ist PEI verantwortlich).

Etwas anders sieht es im Debt-Bereich aus, Spezialist Fuchs zufolge seien die Assets hier auf dem eigentlichen Asset-Level unberührt von der Inflation. Bei den Renditen sei die Erfahrung der Investoren anlageabhängig. Während bei Festverzinslichem die Rendite gleich blieb, seien bei Floating Rate Debt die Renditen natürlich hochgegangen, was zumindest indirekt mit der Inflation bzw. der Reaktion der Notenbanken darauf zu tun hat.

Ronald Gaultier, Sienna.

Ähnlich sieht die Lage Ronald Gaultier, Deputy Head Sustainable Infrastructure Debt Funds bei Sienna Investment Managers. Die Renditen im Debt-Segment seien nicht so stark an die Inflation gekoppelt. Die Assets selbst seien jedoch dank der vertraglichen Grundsätze der Projektfinanzierung und der Abhängigkeit von den Strompreisen, die die Auswirkungen der Inflation zumindest teilweise einbeziehen, weitgehend immun gegen Inflationsrisiken.

V. Scheven betont das insgesamt positive Abschneiden der gesamten Asset-Klasse Private Infrastructure in den letzten fünf bis acht Jahren, in denen es verschiedenste Krisen gab. „Diese Jahre waren ein guter Test für die Infrastruktur als Asset-Klasse. Das Versprechen des Inflation Hedging wurde gehalten. Es gab auch keine Ausreißer bei der Performance wie bspw. bei Private Equity“, so v. Scheven.

Mehr zum PEI Infrastructure Investor Global Summit in Kürze auf ALTERNATIVESIndustries.

Das zu der heutigen Headline anregende Kulturstück, satte 33 Jahre alt, findet sich hier.