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500-Millionen-Deal:

EIP steuert BayWa r.e.

Die angeschlagene BayWa AG muss sich im Zuge ihrer Sanierung verschlanken, auch bilanziell. Die schweizerische Energy Infrastructure Partners springt in die Bresche und übernimmt die Kontrolle der EE-Tochter der Münchner. Und hat mit dieser viel vor.

Die schweizerische Energy Infrastructure Partners AG erhöht für ihre Investoren ihre Beteiligung an der Münchner BayWa r.e. AG, die zu den führenden Entwicklern, Betreibern und Vermarktern im Bereich der Erneuerbaren zählt. Über eine Kapitalerhöhung werden die Züricher mit nun 65% Mehrheitsaktionär. Auch in der Tagespresse, bes. im süddeutschen Raum, ist über die Aufstockung v.a.unter dem Gesichtspunkt der in Sanierung befindlichen Mutter BayWa AG berichtet worden. Hier und heute einige weitere Details zu den beiden anderen Akteuren in dieser Sache:

Die Kapitalerhöhung, die EIP zeichnet, hat ein Volumen von 150 Mio. Euro. Umgekehrt gibt die Mutter der neuen Mehrheitsaktionärin noch ein Gimmick mit: Im Rahmen der Kapitalerhöhung verpflichtet sich die BayWa AG, aktuell bestehende Ansprüche aus Gesellschafterdarlehen gegenüber ihrer Ex-Tochter in Höhe von rund 350 Mio. Euro aufzugeben (was bei der Mutter erstmal zu einem negativen EK führt). In der Summe sollte sich die Bilanz der BayWa r.e. AG also um eine halbe Mrd. Euro verbessern. Das neue Kapital kommt zusätzlich zur laufenden finanziellen Unterstützung durch die EIP und einer gestärkten und erweiterten Kapitalstruktur, einschliesslich der Unterstützung durch führende Kreditgeber der BayWa r.e. und ausgewählte Partnerbanken.

Während sich nun also der Anteil der EIP von 49 auf 65% erhöht und die Schweizer damit von der BayWa AG die Rolle des Mehrheitsaktionärs übernehmen, verbleiben die restlichen 35% bei der BayWa AG. Infolge dieses Change of Control muss die Mutter die Ex-Tochter nun nicht mehr in ihrem Abschluss konsolidieren.

Richtung profitable Unabhängigkeit

Die Vereinbarung markiert einen Wendepunkt in den laufenden Transformationsbemühungen und signalisiert einen Neuanfang für BayWa r.e. als unabhängiges, privat geführtes Unternehmen, das langfristig auf Profitabilität und Wachstum ausgerichtet ist“, schreibt die EIP in einer gestrigen Mitteilung. Der Abschluss der Transaktion unterliege den „üblichen regulatorischen Genehmigungen“.

Die EIP hatte 2021 49% des Aktienkapitals der BayWa r.e. erworben. Seither sei das Portfolio von Wind- und Solarprojekten, das sich hauptsächlich auf die europäischen und nordamerikanischen Märkte konzentriert, gemessen an der installierten Kapazität um mehr als 50% gewachsen. Die Projektpipeline des Unternehmens habe sich mehr als verdoppelt. Mit Niederlassungen in 34 Ländern und bei einem Umsatz von fast 5,8 Mrd. Euro hat die BayWa r.e. über 6 GW erneuerbare Energie ans Netz gebracht und verwaltet gleichzeitig über 10,5 GW an Anlagen.

Die Energy Infrastructure Partners AG mit Hauptsitz in Zürich verwaltet 7,5 Mrd. Euro AuM mit Fokus auf die Megatrends Dekarbonisierung, Digitalisierung und Versorgungssicherheit.

Erst im November hatten die Schweizer in Italien ihr Engagement erhöht, als sie ihre Gesamtinvestition in Plenitude auf rund 800 Mio. Euro, entsprechend 10%, erhöhten.

Die neu strukturierten Eigentumsverhältnisse von BayWa r.e. seien Teil einer umfassenden Restrukturierung der BayWa-Gruppe, teilt die EIP weiter mit. Die neue Eigentümerstruktur ermögliche es der BayWa r.e., künftig sowohl strategisch als auch finanziell unabhängig zu operieren. Zusätzliche Unterstützung durch führende Kreditgeber der BayWa r.e. und das Netzwerk der Partnerbanken der EIP erweitere die Kapitalstruktur der BayWa r.e. und schaffe die Grundlage für das langfristige Wachstum des Unternehmens. Alle bestehenden Kredit- und Garantielinien blieben bis Ende Dezember 2028 bestehen.

Die stabilisierte und verbesserte Kapitalstruktur solle es der BayWa r.e. ermöglichen, die Entwicklung als globaler Marktführer in der Energiebranche fortzusetzen. Künftig werde die EIP das Unternehmen auf seine Kernkompetenzen ausrichten, insb. als einen der grössten Entwickler von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien weltweit. Als Berater der Transaktion sind Ziems und Partner engagiert.

Konzentration auf Kernmärkte

Um langfristiges Wachstum und Profitabilität zu ermöglichen, soll die BayWa r.e. den Fokus verstärkt auf das Portfolio von Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energien richten, die als unabhängige Stromerzeuger (IPP) kohlenstofffreien Strom produzieren, sowie auf die Entwicklung von Wind-, Solar- und Energiespeicherprojekten. Das Unternehmen werde sich zudem auf strategische Kernmärkte konzentrieren, um seine operative Effizienz weiter zu steigern.

Roland Dörig, EIP.

„Nur wenige Unternehmen haben das Potenzial der BayWa r.e., eine führende Rolle bei der Entwicklung von Projekten im Bereich der erneuerbaren Energien in wichtigen Volkswirtschaften weltweit zu übernehmen. Wir sind vom enormen Potenzial dieses Unternehmens, seiner erfahrenen Belegschaft und seiner einzigartigen Position, die Energietransformation voranzutreiben, überzeugt. Wir haben uns entschieden, die Rolle des Mehrheitsaktionärs zu übernehmen, um unser Know-how im Energiesektor und unsere finanzielle Stärke einzubringen und die BayWa r.e. dabei zu unterstützen, ihr volles Potenzial auszuschöpfen“, kommentiert Roland Dörig, geschäftsführender Partner von EIP.

Matthias Taft, BayWa r.e..

„EIP ist ein erfahrener Investor und Partner bei der Umsetzung von Infrastrukturen im Bereich der erneuerbaren Energien. Mit EIP als Mehrheitsaktionär haben wir einen finanzstarken und langfristig orientierten Partner an unserer Seite, der BayWa r.e. bestens kennt und über umfassende Expertise im Energiemarkt verfügt. Mit der gestärkten Kapitalbasis haben wir die Möglichkeit, die eingeleitete Transformation verlässlich und konsequent umzusetzen. Unser Fokus liegt auf einer nachhaltigen finanziellen Stabilisierung und der Weiterentwicklung der BayWa r.e. als führendem Akteur im Bereich der erneuerbaren Energien. Jetzt geht es darum, Effizienzpotenziale zu heben, die Profitabilität zu steigern und das Unternehmen langfristig wettbewerbsfähig aufzustellen“, sagt Matthias Taft, CEO der BayWa r.e. über seinen neuen Mehrheitsaktionär und über das Unternehmen, das er nun unter neuer Eigentümerschaft, mit 150 Mio. Euro frischem Geld und 350 Mio. Euro weniger Schulden weiterführt.