These: Secondary Investments werden ständig beliebter. Belege: Auf der SuperReturn Anfang Juni in Berlin waren sie eines der großen Themen. Und just hat der Spezialist Hamilton Lane mit seinem Secondary Fund VI das bisher größte Fundraising seiner Unternehmensgeschichte erzielt. Wohin also tendiert das Segment derzeit in einer vom Zinsanstieg geprägten Zeit?
Der Markt für Secondaries kann derzeit rasantes Wachstum verzeichnen, zumindest was die Volumina angeht, und ihre Präsenz ist derzeit hoch, bspw. auf der jüngsten SuperReturn. Aber wächst er auch relativ zum Gesamtmarkt? Gibt es genügend Investitionsmöglichkeiten, um große Fundraising-Beträge zügig zu investieren? ALTERNATIVES●INDUSTRIES wirft einen Blick auf Lage und Perspektive.
Secondaries on the Rise – absolut wachsend …
Eine kürzlich vom Londoner Datenanalysehaus Preqin (das bekanntlich von BlackRock übernommen wird) durchgeführte Umfrage zeigt, dass circa zwei Drittel der von Preqin befragten Investoren Secondaries derzeit als die beste Opportunität für Investitionen in Private Equity ansehen. Das kann man wohl bemerkenswerte Mehrheit bezeichnen.
Auf den ersten Blick bestätigen auch die Fundraising-Daten von Preqin dieses Bild. So wurden im Jahr 2023 weltweit 91,2 Mrd. US-Dollar eingesammelt – eine Verdreifachung gegenüber 2022. Zudem übertrafen 70% der Fonds ihr Closing Target, so auch der Secondary Fund VI von Hamilton Lane.
… und relativ stets stetig gleichbleibend?
Dennoch sind die Volumina im Vergleich zu den Gesamtvolumina der Privatmärkte noch gering. Brigid Connor von Preqin setzt die Zahlen ins Verhältnis und argumentiert im „Secondaries in 2024“-Report, dass Secondaries in Relation zum Gesamtmarkt seit 2016 nicht zwangsläufig gestiegen sind. So machten sie per Ende September 2023 circa 6,5% des gesamten Private Equity AuM von 7,5 Bio. US-Dollar aus. Dies entspricht 489 Mrd. US-Dollar und liegt prozentual in etwa auf dem gleichen Niveau wie 2016. Somit wächst seitdem zwar das Volumen, jedoch in gleicher Geschwindigkeit wie der Gesamtmarkt. Dennoch dazu ein Kontrast: Im Jahr 2000 hatten Secondaries lediglich einen Anteil von 1,8% am Private Equity-Gesamtmarkt.
Big gets beautiful
Auffällig: Der allgemeine Trend zur Größe, welcher sich mit dem neusten Hamilton Lane Fonds bestätigt. Der alternative Asset Manager aus Pennsylvania, der fast 21 Mrd. US-Dollar AuM auf seiner Secondaries-Plattform vermeldet (von seinen 920 Mrd. AuM insgesamt), hat kürzlich mit seinem Secondary Fund VI seinen bisher größten Secondary-Fonds mit Kapitalzusagen in Höhe von 5,6 Mrd. US-Dollar schließen können, damit den Vorgängerfonds aus dem Jahr 2021 um 40% übertroffen und so das bisher größte Fundraising seiner Unternehmensgeschichte erzielt. Die Zusagen stammen von neuen und bestehenden Investoren, darunter öffentliche und private Pensionsfonds, Taft Hartley Plans (überbetriebliche DC-Pensionsfonds), Staatsfonds, Stiftungen, Private Wealth-Plattformen und andere Finanzdienstleister aus weltweit über 30 Ländern.
Schon im Januar hatte Pantheon ein Raising von 5,3 Mrd. US-Dollar für seinen bisher größten Fonds vermeldet.
Das passt zu den Marktdaten: Seit 2021 werden laut Preqin trotz der Jahr für Jahr steigenden Gesamt-AuM weniger Secondary-Fonds geclosed.
Das beobachtet auch Ryan Cooney. Der Managing Director aus dem Secondary Investment Team von Hamilton Lane erklärt gegenüber ALTERNATIVES●INDUSTRIES, dass sich das geschlossene Sekundärmarktvolumen in den letzten zehn Jahren in etwa verfünffacht habe, und diese Entwicklung sollte sich fortsetzen. „Steigende Nettoinventarwerte auf den Privatmärkten, eine langsamere Ausschüttungsgeschwindigkeit, die einen Bedarf an Liquidität schafft, und eine zunehmende Annahme und Akzeptanz sowohl seitens der GPs als auch der LPs haben zum enormen Wachstum des Sekundärmarktes beigetragen“, so Cooney.
Dry Powder dünn gesät
Cooney stellt außerdem ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage fest, was dazu führe, dass „nicht genügend Sekundärkapital zur Verfügung steht, um das gesamte Transaktionsvolumen zu unterstützen.“ Zwar seien die Manager von Sekundärfonds bei der Kapitalbeschaffung sehr erfolgreich, dennoch konnte das Fundraising laut dem Secondary-Experten insgesamt nicht mit den wachsenden Möglichkeiten Schritt halten.

Ende des Jahres 2023 lag das von Hamilton Lane errechnete Verhältnis zwischen Dry Powder im Sekundärmarkt und dem Transaktionsvolumen der letzten 12 Monate bei nur 1,3. Cooney rechnet vor: „Wenn das Sekundärmarktvolumen im Jahr 2024 in etwa so hoch ist wie im Jahr 2023, würde den Käufern im Sekundärmarkt in etwas mehr als einem Jahr das Kapital ausgehen, wenn sie nicht mehr Kapital aufbringen.“
Im Vergleich zu anderen Asset-Klassen der Private Markets „ist dieser Dry Powder-Quotient einer der niedrigsten, was zu einer attraktiven Käuferdynamik führt“, so Cooney weiter.
LP-Windows Dressing der ganz eigenen Art
Und wie verhalten sich die Discounts der Secondaries angesichts der Lage? Was für Cooney zählt, sind Faktoren wie: Motivation des Verkäufers, Notwendigkeit des Verkaufs, Kauf- und Angebotspreis-Spanne sowie Alter und Qualität des Assets. Florian Dillinger, CEO des kleinen börsennotierten Secondaries-Spezialisten Matador AG aus der Schweiz, sieht derzeit Discounts in der Range 0-30% – je nach Fokus und Qualität des Portfolios bzw. Managers. Auch er sieht den Secondaries-Markt weiter wachsen, wobei sich die Discounts auch wieder reduzieren sollten.
Ein interessantes Phänomen, welches Hamilton Lane außerdem beobachtet, ist, dass „es für LPs schwierig ist, ihren Vorständen oder Investitionsausschüssen stark verbilligte Angebote zu unterbreiten“ betont Cooney. „Daher neigen sie dazu, qualitativ hochwertigere Fonds zu verkaufen, die zu einem höheren Preis gehandelt werden.“

Blick auf die Dinge insgesamt
Secondaries also mit gewisser, kräftiger Dynamik. Und wie – eine der Gretchenfragen überhaupt in dieser Zeit – haben sich die Private Markets bisher 2024 entwickelt? Nun, zumindest von der GP-Seite gibt es derzeit durchaus ordentliche Erfolgsmeldungen, z.B. bei Infra:
So verzeichnete Preqin in der ersten Jahreshälfte das Closing von 52 Infrastrukturfonds mit einem Gesamtvolumen von 55,1 Mrd. US-Dollar – also mehr als das Doppelte der 20,9 Mrd. US-Dollar im ersten Halbjahr 2023. Guter Wert, aber auch deutlich weniger als die 122,5 Mrd. US-Dollar im ersten Halbjahr 2022.
Im Einzelnen registrierte Preqin, dass Energy Capital Partners im Mai 4,4 Mrd. US-Dollar für seinen fünften Fonds eingesammelt hat, zzgl. 2,3 Mrd. US-Dollar für Co-Investments. DIF Capital Partners hat 6,8 Mrd. Euro für zwei Fonds eingeworben. KKR hat für 6,4 Mrd. US-Dollar einen der bisher größten neuen Fonds des Jahres 2024 aufgelegt (Asia Core). Igneo Infrastructure Partners wiederum hat 4,1 Mrd. Euro für den European Diversified Infrastructure Fund III eingesammelt, plus potenziell 2,1 Mrd. Euro für Cos.
Im April konnte der über 1 Bio. US-Dollar verwaltende Asset Manager Wellington – an sich kein ausgewiesener Private Markets Akteur – für seine mittlerweile 8,5 Mrd. US-Dollar Alternatives-Plattform das Closing seines ersten Climate Innovation Fund bei 385 Mio. US-Dollar vermelden.
Aber: Greg Wasserman, Leiter Private Climate Investing bei Wellington, bekannte gegenüber Preqin, dass die Einwerbung derzeit kein Selbstläufer ist: „It’s obviously been a tough market. When we were in the early phases of fundraising, the market went through a bit of a reset which we had to navigate. Because of that, our fundraising probably took a bit longer than expected.“
Hotspot Infrastructure Secondaries ante portas?
Zurück zum Eingangsthema Secondaries: Und hier steht speziell der Markt für Infrastructure Secondaries laut Preqin vor explosivem Wachstum. Eine Versechsfachung von derzeit 26,7 Mrd. US-Dollar auf 158 Mrd. US-Dollar bis zum Jahr 2028 scheine möglich.
Wandy Hoh, Head of Infrastructure Secondaries bei Macquarie Asset Management in New York, verdeutlicht gegenüber Preqin das enorme Potenzial: Sie sieht Secondaries derzeit bei einem Anteil von 8% am gesamten Private Equity-Markt (also bei etwas mehr als den oben genannten 6,5%). Im Vergleich dazu sieht sie den Anteil der Secondaries an den gesamten AuM für Infrastruktur bisher bei nur 2%. Diese Lücke biete Chancen auf enormes Wachstum.
Hinzu kommt, dass für den Gesamtmarkt für private Infrastruktur-Investments laut Preqins „2024 Global Report“ ein Wachstum von 1,1 Bio. US-Dollar Ende 2022 auf 1,7 Bio. US-Dollar bis Ende 2028 vorhergesagt wird. Allein in der letzten Dekade haben sich die AuM privater Infrastruktur-Investments laut Hoh verdoppelt.
Fazit von ALTERNATIVES●INDUSTRIES
Secondaries sind derzeit – in einem nicht einfachen Umfeld insgesamt – eines der Top Themen in den Private Markets. Die Volumina und das Interesse sollten weiter ansteigen, wie die Daten von Preqin und auch das aktuelle Fund Closing von Hamilton Lane nahelegen. Entsprechend sollte es nicht überraschen, wenn Secondaries in allen Segmenten der Private Markets, speziell auch in den Segmenten Infrastructure, Real Estate und möglicherweise auch Private Debt (laut Studie von Jefferies nur 5% des Marktes in 2023), künftig stärker an Bedeutung gewinnen.
Das mit dem Gesamtmarkt gleichgerichtete Wachstum der Secondaries fand in den Boom-Jahren der Private Markets statt. Jetzt, wo die Zeiten härter werden – Zins, Wachstumsschwäche, Kriege – wird es spannend sein zu beobachten, ob die Secondaries ihren Anteil am Gesamtmarkt werden ausbauen können. Die Chancen stehen offenbar gut.