… und darauf einen sommerlichen CAIPI! In dieser Rubrik fasst ALTERNATIVES●INDUSTRIES (un-)regelmäßig nur einige kurze Meldungen, namentlich auch von der Produktseite, aus dem globalen, schier unüberschaubaren Ozean der Private Markets mit einem groben Deutschland- und Europa-Filter tickerartig zusammen. Heute: Ausstiege fallen weiter schwer, Raisings produzieren neue Dickfische, PD-Secondaries drehen richtig auf, Real Estate scheint sich zu stabilisieren. Und zu Hause heißt Deutschland.
PitchBook (8. Juli): „PE exits decline 25% in Q2 as deal activity cools.“
„No Highway to sell“ hatte ALTERNATIVES●INDUSTRIES Anfang Mai getitelt, mit Blick auf die weiter träge Lage bei den Exits, wie sie z.B. die Schweden von EQT thematisiert hatten.
Nun vermeldet PitchBook, dass die lang erwartete Belebung der Transaktionen auf den Private Markets laut neuen QII-Daten weiter auf sich warten lässt – im Gegenteil. Wie das Analysehaus auf Basis seines Global PE First Look berichtet, ist die Zahl der Private-Equity-Exits im QII gegenüber dem Vorquartal um ein ganzes Viertel zurückgegangen; der dritte Rückgang in Folge. All diese Angaben harmonieren jedenfalls bestens mit dem Boom bei den Contis.
Als ein Grund für die Zurückhaltung – hier meint PitchBook die der Sponsoren, also GPs, und nicht die der Käufer – wird die Unsicherheit über die Regulierungspolitik und die Zölle der USA samt der damit einhergehenden Marktschwankungen genannt.
Die Angaben decken sich mit den Erkenntnissen, die man auf der jüngsten SuperReturn in Berlin sammeln konnte; auch dort die schleppenden Exits ein Kernthema. „Wir gehen davon aus, dass es vermutlich mehrere Jahre dauern wird, den über die Zeit aufgebauten Rückstau an Exits wieder abzubauen“, sagte dort bspw. Ralf Kratzenberg, Senior Portfolio Manager der BarmeniaGothaer aus Köln, zu ALTERNATIVES●INDUSTRIES
Allerdings zitiert PitchBook zahlreiche Stimmen von Markteilnehmern, die Licht am Ende des Tunnels sehen – ob das Wishful Thinking oder Realität ist, bleibt abzuwarten. Jedenfalls bezeichnete Wolfram Gerdes, Anlagevorstand der KZVK, im Gespräch mit dem Herausgeber jüngst „die Exit-Kompetenz als eines der wichtigen Kriterien für einen Private Equity Manager“.
Der vollständige Q2 Global PE First Look von PitchBook findet sich hier.
Wie dem auch sei, dieser nicht sonderlich optimistischen Meldung von der Exit-Seite seien nun mehrere positivere von der Fundraising-Seite gegenübergestellt, denn …
Metzler AM (15. Juli): „Yielco und Metzler vermelden erfolgreiches First Closing ihres Infrastruktur-Dachfonds.“
… denn indes die Exits – das Primus inter Pares-Kernelement der Private Markets schlechthin – sich also weiter schleppend entwickeln, so gibt es von der Fundraising-Seite schon länger wieder bessere Nachrichten. Hier erstmal aus Deutschland:
Metzler Asset Management und Yielco Investments haben gestern das First Closing ihres gemeinsamen nachhaltigen Art.-8-Infrastruktur-Dachfonds „Yielco Metzler Infrastruktur IV“ („YMIF IV“) vermeldet. Das Multi-Manager-Programm mit einer Zielkapitalisierung von 300 Mio. Euro soll durch ein global diversifiziertes Portfolio von Primary- und Secondary-Investitionen in Infrastruktur-Zielfonds mit Fokus auf nachhaltige Infrastruktur in Europa und Nordamerika eine attraktive, langfristige Anlagerendite erzielen, v.a. in den Segmenten Energie, Verkehr, digitale/soziale Infrastruktur und De-carbon.

Metzler sieht eine robuste Pipeline an Investitionsmöglichkeiten: Das erste Commitment soll noch im QIII erfolgen, bis Jahresende zwei bis drei weitere, sowohl aus bestehenden Managerbeziehungen als auch aus neuen Partnerschaften im Small und Mid-Cap-Segment. Der Fonds strebt ein diversifiziertes Portfolio von gut zehn Fondsbeteiligungen mit rund 150 unterliegenden Infrastrukturinvestments über verschiedene Infrastruktursektoren hinweg an, um langfristige risikoadjustierte Renditen zu erzielen.
Laut Yielco-Vorstand Uwe Fleischhauer ist der Vorgängerfonds, „Yielco Infrastruktur III“ ist bereits vollständig allokiert und umfasst 15 Zielfonds, darunter zwei Sekundärtransaktionen.
Thoma Bravo (3. Juni): „Thoma Bravo Completes $34.4 Billion Fundraise.“
Hier wieder ein echtes Dickschiff: Thoma Bravo, mit ca. 184 Mrd. US-Dollar AuM spezialisiert auf Software-Investments, konnte das Closing einer neuen Fondsgruppe mit einem Kampfgewicht von insg. 34,4 Mrd. US-Dollar bekanntgeben. Im Einzelnen sind das der „Fund XVI“ (24,3 Mrd. US-Dollar), „Discover Fund V“ (8,1 Mrd.) sowie ein erster spezieller Europa-Fonds des Unternehmens mit 1,8 Mrd. Euro.

Als Investoren nennt Thoma Bravo Staatsfonds, Pensionsfonds, multinationale Unternehmen, Versicherer, Dachfonds, Stiftungen und Family Offices.
Coller Capital (8. Juli): „Coller Capital Raises Record $6.8 Billion for Private Credit Secondaries Platform.“
Und nochmal ordentliches Fundraising, diesmal aber nicht PE, sondern PD: Kaum hatte ALTERNATIVES●INDUSTRIES über Lage und Perspektive bei PD-Secondaries berichtet, da vermeldet der Secondaries-Spezialist Coller das Closing eines echten Dickschiffs.
Der Coller Credit Opportunities II, satte 6,8 Mrd. US-Dollar Kampfgewicht, damit fast fünf Mal so schwer wie sein Vorläufer CCO I, ist fokussiert auf Seniors und investiert gleichermaßen in LP-led wie GP-led Secondaries. Auch über GP-led Secondaries wurde gerade erst auf ALTERNATIVES●INDUSTRIES berichtet.
Coller hat just erst für 1,6 Mrd. US-Dollar ein Senior Direct Lending-Portfolio von dem US-Versicherer American National übernommen, eine der größten LP-geführten Kredit-Sekundärtransaktionen bis dato überhaupt. Insgesamt verwaltet das Londoner Haus, das sich als weltweit größter Secondaries-Investor sieht, ca. 40 Mrd. US-Dollar, davon rund ein Viertel in PD-Secondaries.
PitchBook (1. Juli): „European real estate fundraising beats 2024’s total in 6 months.“
Und hier die dritte positive Meldung von der Fundraising-Seite: Real Estate gibt neue Lebenszeichen von sich. So vermeldet PitchBook eine gewisse Dynamik zumindest in Europa: Der Sektor hat im ersten Halbjahr 2025 bereits mehr Kapital beschafft hat als im gesamten (schwachen) Jahr 2024, nämlich 13,1 Mrd. Euro. Im Gesamtjahr 2024 konnten nur 9,5 Mrd. Euro verzeichnet werden. Die Zahl der Closings erreichte mit bisher 14 bis dato erst die gleiche Größenordnung wie im gesamten Vorjahr.
Quelle: PitchBook. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Jedoch geht der diesjährige Aufwind an der Fundraising-Seite v.a. auf einen einzelnen Akteur zurück: Blackstone – in dieser Rubrik schon mehrfach mit erfolgreicher Auflage von Dickschiffen aufgefallen – konnte im April seinen Real Estate Partners Europe VII bei Zusagen von 9,8 Mrd. Euro closen.
Kommalpha AG (15. Juli): „Verhaltene aber positive Cashflows in Immobilienspezialfonds im 1. Quartal 2025.“
Passend dazu kommt die jüngste Analyse der Kommalpha, der turnusgemäße „Immobilienspezialfondsmarkt Quarterly“, und auch hier zumindest stabile Kernergebnisse:
Geschäft der Immobilienspezialfonds Cashflow-seitig im QI auf ordentlichem Fundament: Nettomittelaufkommen und Zuflüsse frischer Liquidität im langfristigen Vergleich zwar auf niedrigerem Niveau, aber auch keine Spur von abreißendem Neugeschäft. Mittelzuflüsse 1,6 Mrd. Euro, 1,3 Mrd. Euro netto investiert. Cashflows dominiert von EbAV (425 Mio. Euro) vor Banken und Versicherern. Anzeichen für gewisse Mandatstreuer der Institutionellen.
Kommalpha-Chef Clemens Schuerhoff kommentiert. „Im Gegensatz zum Retailgeschäft von Immobilienpublikumsfonds verhalten sich institutionelle Investoren anders, um nicht zu sagen professioneller, und bleiben bei ihrer strategischen Immobilienquote, anstatt Objekte unter Wert verkaufen zu lassen und somit Verluste zu realisieren.“

Das verhaltene Nettoneugeschäft im 1. Quartal spiegelt sich auch in der von Kommalpha entwickelten Indexfamilie CAIPI („Capital Acquisition Inflow Progress Index“) wider. Der aktuelle Long-Term CAIPI per Ende März 2025 liegt bei 53,9. Das bedeutet, dass sich das durchschnittliche Nettomittelaufkommen in den letzten zwei Jahren im Vergleich zum vorangegangenen zweijährigen Zeitraum nahezu halbiert hat. Dieser abnehmende Trend setzte Mitte 2023 ein. Seit Herbst 2024 scheint sich der Abwärtstrend jedoch abzuschwächen, was auf eine Stabilisierung der Nettomittelaufkommen seit QIII 2024 zurückzuführen ist. Zum letzten Berechnungsstichtag Ende Dezember 2024 sank der Long-Term CAIPI nur noch um 1,5 Prozentpunkte – ein deutlich geringerer Rückgang als in den vorherigen Quartalen.
Die oben verlinkte frisch Ausgabe des „Immobilienspezialfondsmarkt Quarterly“ basiert auf Daten der Deutschen Bundesbank Stichtag 31. März. Neben den Cashflow-Analysen thematisiert die Titelstory die regionale Zusammensetzung von bebauten Grundstücken, die von Immobilienspezialfonds gehalten werden. Kurzfazit: Zu Hause ist es am schönsten, und zu Hause heißt Deutschland:
Quelle: Kommalpha. Grafik zur Volldarstellung anklicken.
Im Thesenpanel des Quarterly bewerten Experten außerdem, inwieweit Bewegung in die Immobilienmärkte kommt und ein neuer nach oben gerichteter Zyklus bevorsteht.
Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.
