Die Kreditanstalt für Wiederaufbau ist bekanntlich einer der Treiber der praktischen Anwendung der DLT im Finanzsektor; sie selbst spricht stets von ihrer „Lernreise“. Nun treibt sie die Sache erneut voran, diesmal von der anderen Seite – mit der Deka als Counterpart.
Im Juli 2024 hatte die Anstalt ihre erste Blockchain-basierte digitale Anleihe in Form eines Krypto-Wertpapiers nach eWpG begeben (also unter Nutzung der dort verankerten Möglichkeit der dematerialisierten physischen Wertpapierurkunde, so dass kein physisches Dokument mehr unterschrieben und zum Zentralregister transportiert werden muss).

Damit gehörte die KfW seinerzeit zu den ersten Emittenten eines Krypto-Wertpapiers des deutschen Bankensektors. Wenige Wochen nach der Pilottransaktion emittierte die KfW eine weitere Blockchain-basierte digitale Krypto-Anleihe gem. eWpG. Diese zweite Transaktion erfolgte im Rahmen der EZB-Explorationsphase zur Erprobung neuer Technologien zur Abwicklung DLT-basierter Finanzmarkttransaktionen in Zentralbankgeld.
Der erste Krypto-Pfandbrief
Nun ein weiterer Schritt der Anstalt, diesmal von der Anlegerseite her: Konkret hat die KfW für ihr Liquiditätsportfolio 10 Mio. Euro in den Blockchain-basierten Pfandbrief der Berlin Hyp investiert. Dieser war im August 2024 als erster digitaler Hypothekenpfandbrief in Deutschland mit einem Volumen von 100 Mio. Euro und Fälligkeit im Juli 2027 gem. eWpG mit der DekaBank als Registerführerin und unter Verwendung der privaten SWIAT-Blockchain emittiert worden (die SWIAT GmbH ist ein deutsches Fintech, das Software für eine dezentrale Finanzmarktinfrastruktur entwickelt).

Die KfW hat das Krypto-Wertpapier von der Deka als Market Maker am 25. April 2025 OTC erworben. Am 29. April ist das Settlement, erfolgt, die Transaktion somit abgeschlossen. Die Anstalt nennt diesen „Perspektivwechsel einen wichtigen Schritt auf der digitalen Lernreise“. Auch hier verfolge man das Ziel, das eWpG praktisch anzuwenden und Erfahrungen mit den Kapitalmarktteilnehmern zu teilen, um von diesen möglichst viele zu motivieren, sich konkret mit der Digitalisierung des Kapitalmarktgeschäfts zu befassen. KfW-Treasurer Tim Armbruster, kommentierte: „Wir sehen langfristig deutliche Vorteile bei der Anwendung von DLT im Finanzmarkt“ und verweist auf Tempo und Effizienz derartiger Transaktionen.
Blockchain-Anbindung für Investoren nicht zwingend
Im Rahmen des aktuellen Investments für das KfW-Liquiditätsportfolio wurden verschiedene technische Optionen für den Erwerb eines Krypto-Wertpapiers ausgelotet, um deren Voraussetzungen sowie Vor- und Nachteile nachzuvollziehen und eigene Kenntnisse zu vertiefen, so die Anstalt. Als eine wichtige Erkenntnis nennt die KfW, dass ein Investor diverse Möglichkeiten zur Teilnahme an einer Transaktion mit einem Krypto-Wertpapier hat und dass er nicht zwingend komplexe technische Voraussetzungen oder gar einen eigenen technischen Zugang zu der zugrundeliegenden Blockchain schaffen muss.
Banker, hört die Signale

So hatte sich die KfW hier entschieden, den Kauf über etablierte Prozesse und Zahlungssysteme mit der Deka als Depotbank abzuwickeln. In dieser Rolle hat die DekaBank auf der Blockchain die Pfandbrief-Anteile vom Eigenbestand in den Kundenbestand eingetragen. Anschließend buchte sie die Anteile im traditionellen Wertpapierbuchungssystem auf das KfW-Depot. Die Deka operierte hier also als Market Maker, Depotbank und Registerführerin.
„Die Blockchain hat das Potenzial, den Kapitalmarkt deutlich zu verändern. Das betrifft die Effizienz der Infrastruktur, die Möglichkeit neuer Produkte und die potenzielle Nachfrage danach gleichermaßen“, kommentierte Thorben Lüthge, Leiter Kapitalmarkt der Deka, und „in dieser Pionierphase ist das Engagement etablierter und namhafter Institutionen wie der KfW als Investorin im Sekundärmarkt ein starkes Signal“.
Liquidität im Sekundärmarkt ist Key
Die KfW teilte mit, man habe sich bewusst für ein Investment im Sekundärmarkt entschieden, um einen Beitrag zur Entwicklung der Liquidität für DLT-basierte Wertpapiere zu leisten. Damit sich das sehr junge Marktsegment der Krypto-Wertpapiere entfalten und an Tiefe gewinnen kann, müsse sich neben dem Angebot auch eine kontinuierliche Nachfrage aufbauen.
Die KfW sieht die Sekundärmarktliquidität auf dem Weg zu einem skalierungsfähigen DLT-basierten Kapitalmarkt als einen wesentlicher Baustein, man werde die Entwicklung auch weiter aktiv als Emittentin und Investorin unterstützen. Als weitere Bausteine nennt sie u.a. die Abwicklung von DLT-basierten Transaktionen in Zentralbankgeld und die Notenbankfähigkeit DLT-basierter Wertpapiere. Derzeit sieht man den Markt für DLT-basierte Wertpapiere noch durch eine große Zahl an technischen Lösungen und unterschiedlichen Jurisdiktionen gekennzeichnet. Im Sinne der Skalierungsfähigkeit sei eine europäische Harmonisierung wünschenswert.
„Alles Ledger, oder was?“
Eine ausführliche Diskussion über Lage und Perspektive der DLT im Finanzsektor findet sich unter dem Titel „Alles Ledger, oder was?“ in der aktuellen Ausgabe der Tactical Advantage Vol 16 (beizeiten auch digital hier auf ALTERNATIVES●INDUSTRIES). In dem Beitrag spricht Kommalpha-Vorstand Clemens Schuerhoff mit Marion Spielmann von der DekaBank, Karsten Ehlen von der Zurich Versicherung und Holger Meffert von der DZ Bank über DLT-Infrastruktur, Use Cases, Tokenisierung und insb. Nutzen und Kriterien für die Investoren. Eine Diskussion tief unter der Motorhaube …

Eine Übersicht zu der Digitalisierungs-Lernreise der KfW findet sich hier.
Das zur heutigen Headline anregende Kulturstück findet sich hier.