Verpuffung ante Portas: Das renommierte Münchner Wirtschaftsinstitut warnt vor Preissteigerungen bei Infrastrukturprojekten, wenn der Staat erst seine schier unendlichen Füllhörner auskippt – und unterstützt damit eine Skepsis, die auf dieser Plattform seit jeher geunkt wird. Diejenigen, die es angeht, haben andere Sorgen.

Gleich nach Unterzeichnung des Koalitionsvertrages im April hatte Kassandra in zehn Akten geunkt, dass das großvolumige Infrastrukturprogramm der neuen Bundesregierung weit hinter den Erwartungen zurückbleiben, wenn nicht scheitern werde – und mahnt seither deutsche Pensionsinvestoren zu steter Wachsamkeit, wo und in welchem Land sie die Mittel ihrer Berechtigten investieren.
Einige der dort geäußerten Vorbehalte haben sich bereits teil-realisiert; das gilt für die Themen unklare Energieversorgung (achter Akt), Klimaschutz im Grundgesetz (dritter Akt) sowie die Zweckentfremdung der Mittel zum Stopfen anderer Haushaltslöcher (sechster Akt).
Fest steht außerdem: Deutsche Anleger legen in Sachen Infra anhaltend einen erheblichen Anti-Home Bias an den Tag.
Wasser in den Staats-Wein
Wie dem auch sei, nun kippt jedenfalls das Münchner ifo Institut kassandrisches Wasser in den schönen Wein des vielen Staatsgeldes: „Infrastrukturprojekte könnten sich deutlich verteuern, wenn im Zuge des schuldenfinanzierten Sondervermögens die Nachfrage ansteigt“, warnt das Institut im Rahmen seines ifo Wirtschaftsdialogs, der am 22. Oktober in München stattgefunden hat (und spricht damit den zweiten Akt der kassandrischen Abrechnung an. „Es muss dringend darauf geachtet werden, dass die Mittel effizient eingesetzt werden und nicht durch steigende Preise verpuffen“, mahnt Prof. Oliver Falck, Leiter des ifo Zentrums für Innovationsökonomik und Digitale Transformation, auf der Tagung.

Der ifo-Forscher weist darauf hin, dass staatliche Investitionen erhebliche Preisrisiken mit sich bringen würden: Da das Sondervermögen die Nachfrage nach Infrastrukturprojekten stark erhöht, könnten die Löhne steigen, das gelte besonders in Branchen, in denen bereits heute ein ausgeprägter Fachkräftemangel herrsche. Darüber hinaus könnten Immobilienpreise und Kosten für Bau- und Planungsleistungen deutlich anziehen.
Was tun also? Falck fordert eine klare Priorisierung der Projekte: „Investitionen müssen dort ansetzen, wo sie die größte Wirkung für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit entfalten – gleichzeitig muss aber auch berücksichtigt werden, ob ausreichende Kapazitäten für die Umsetzung der Investitionsprojekte vorhanden sind.“ Um Engpässe zu verhindern, sei es bspw. notwendig, gezielt Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen – also etwas, das seit gut einer Dekade nicht zufriedenstellend funktioniert hat.
Schnell bitte!

Die, die das Ganze umsetzen sollen, haben naturgemäß andere Sorgen als zu hohe Preise – sondern es eher eilig: Tim Oliver Müller, HGF des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, fordert ein höheres Tempo politischer Entscheidungen, damit sich die Branche auf die kommenden Aufträge vorbereiten kann: „Unsere Unternehmen brauchen so schnell wie möglich Klarheit, wann und welche Mittel für Straßen, Brücken, Wasserstraßen definitiv zur Verfügung stehen. Die Branche wartet dringend auf Ausschreibungen, auf konkrete Projekte“, sagte er.
Ähnlich äußerte sich Tanja Gönner, HGF beim BDI: „Damit die vorgesehenen Mittel aus dem Sondervermögen spürbare gesamtwirtschaftliche Effekte erzeugen können, sind beschleunigte Genehmigungsverfahren, systematischer Bürokratieabbau sowie ein effizienter Ressourceneinsatz erforderlich.“

Wie dem auch sei, Gründe, die eigene Skepsis gegenüber dem Staats-Mammutvorhaben wieder einzupacken, gibt es jedenfalls nach wie vor nicht, im Gegenteil.
Informationen und Videos zur Veranstaltung finden sich auf Seiten des ifo Wirtschaftsdialogs hier.















