Das Forum für die deutsche Private Markets Community

cep-Studie zu Energiespeichern in Europa:

Neue Speicher statt alter Denkmuster

Alle reden von der Energiewende – und damit meist von Stromerzeugung und Netzausbau. Dabei abseits der Fachleute oft übersehen und unterschätzt: die Bedeutung von Speichersystemen. Ein europapolitischer Think Tank hat nun ein Konzept vorgelegt, wie Europa hier zu mehr Dynamik kommen könnte.

Angesichts des neulichen, massiven Stromausfalls in Spanien und der Verletzlichkeit des europäischen Energiesystems in Zeiten der Energiewende hat das Centrum für Europäische Politik (cep) eine wachstumsorientierte europäische Speicherstrategie gefordert: „Während sich Politik und Öffentlichkeit derzeit vor allem auf den Netzausbau konzentrieren, bleibt das Potenzial der Energiespeicherlösungen weitgehend unbeachtet“, schreibt der europapolitische Think Tank aus Freiburg anlässlich der Vorlage der Studie „A European Market Design for Energy Storage – Unleashing a Multitude of Flexibility Solutions for System Stability“.

„Energiespeicherung ist der unterschätzte Eckpfeiler der Energiewende“, sagt André Wolf, cep-Energieexperte und Verfasser der Studie. „Ohne eine gezielte Speicherstrategie droht Europa, in alten Denkmustern zu verharren und die Chancen neuer Technologien zu verspielen.“

Investitionen in Speicherlösungen seien derzeit durch regulatorische Hürden und fehlende Marktanreize gehemmt. Wolf empfiehlt daher einen ausgewogenen Maßnahmenmix, der sowohl den Abbau regulatorischer Barrieren als auch die Einführung innovativer Anreizsysteme umfasst. Dazu gehören neben der Beschleunigung von Genehmigungsverfahren und flexiblen Netzanschlüssen eine stärkere Integration von Speichern in die Netzplanung. Die Abschaffung der Doppelbesteuerung, eine Harmonisierung der Marktzugangsregeln und die Förderung langfristiger Stromlieferverträge (PPA Power Purchase Agreements) würden faire Wettbewerbsbedingungen sichern.

Märkte, Preise, Anreize

Andre Wolf, cep.

Zur Förderung systemdienlicher Speicheraktivität hält Wolf die Kombination aus speicherfreundlichen Kapazitätsmärkten und preisbezogenen Anreizen – insb. ein prozentualer Preisaufschlag auf Entladepreise – für besonders vielversprechend. Die Studie zeige, dass dieser Ansatz nicht nur kosteneffizient ist, sondern auch fiskalische Risiken begrenzt und die Entwicklung einer vielfältigen Speicherlandschaft in Europa ermöglicht. Besonders junge Speichertechnologien mit Potenzial für Langzeitspeicherung und neue Systemdienstleistungen könnten so gezielt gefördert werden. „Europa braucht jetzt eine kohärente Speicherstrategie, die den Wert von Flexibilität und Vielfalt anerkennt“, sagt Wolf. „Nur so lässt sich ein stabiles, CO₂-freies Energiesystem der Zukunft gestalten.“

Beitrag zur Verringerung des Bedarfs an Netzausbau

Obwohl Maßnahmen zur Beschleunigung des Netzausbaus ergriffen wurden, fehle der EU jedoch noch immer eine Strategie, die der Schlüsselrolle der Energiespeicherung Rechnung trägt, so die Studie. Dabei sieht man Investitionen in Speicherlösungen derzeit durch zwei Faktoren eingeschränkt: mangelnde Harmonisierung der Rechtsvorschriften und unzureichende Marktanreize für ihren gesellschaftlichen Nutzen. Um eine vielfältige Landschaft von Speicherlösungen in Europa zu schaffen, fordert Autor Wolf eine gezielte Förderstrategie, die die Beseitigung regulatorischer Hindernisse mit innovativen Preisanreizen verbindet. Im Einzelnen hieße das: Um Investitionsanreize für Speicherlösungen zu schaffen, sollten EU und Mitgliedstaaten Anstrengungen unternehmen, um Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, flexible Anschlussvereinbarungen umzusetzen und die Rolle der Speicherung in der Netzplanung zu stärken. Darüber hinaus müssten gleiche Wettbewerbsbedingungen – ein Level Playing Field – auf den Märkten geschaffen werden, was eine Harmonisierung der Marktzugangsregeln, eine allgemeine Abschaffung der Doppelbesteuerung und die Förderung von Speicher-PPA erfordere.

Quelle: cep. Grafik zur Volldarstellung anklicken.

Um ein sozial optimales Kapazitätswachstum zu erreichen, hält die Studie Maßnahmen für erforderlich, um die langfristigen Systemvorteile der Energiespeicherung zu internalisieren, insb. ihren Beitrag zur Verringerung des Bedarfs an Netzausbau. Dies rechtfertige den Einsatz direkter öffentlicher Förderprogramme, denn „sich ausschließlich auf Kapazitätsmärkte zu verlassen, ist nicht die effizienteste Form der Unterstützung, da Zahlungen keine Ertragsrisiken abdecken und weitgehend unabhängig von der Marktaktivität sind.“

In der Kombination von marktbasierten Kapazitätszahlungen mit innovativen Ertragsunterstützungsprogrammen – v.a. einem prozentualen Preisaufschlag – sieht Wolf eine kosteneffizientere Möglichkeit, den Ausbau der Speicherung zu fördern: „Dieser Ansatz fördert die Speichertätigkeit in Zeiten von Ungleichgewichten, begrenzt gleichzeitig die finanziellen Risiken und vermeidet Doppelfinanzierungen.“

Der 36-Seiten starke Report „A European Market Design for Energy Storage – Unleashing a Multitude of Flexibility Solutions for System Stability“, der auch auf technische Grundlagen eingeht, findet sich hier.

Diskriminierungsfreie Sprache auf LEITERbAV

LEITERbAV bemüht sich um diskriminierungsfreie Sprache (bspw. durch den grundsätzlichen Verzicht auf Anreden wie „Herr“ und „Frau“ auch in Interviews). Dies muss jedoch im Einklang stehen mit der pragmatischen Anforderung der Lesbarkeit als auch der Tradition der althergerbachten Sprache. Gegenwärtig zu beobachtende, oft auf Satzzeichen („Mitarbeiter:innen“) oder Partizipkonstrukionen („Mitarbeitende“) basierende Hilfskonstruktionen, die sämtlich nicht ausgereift erscheinen und dann meist auch nur teilweise durchgehalten werden („Arbeitgeber“), finden entsprechend auf LEITERbAV nicht statt. Grundsätzlich gilt, dass sich durch LEITERbAV alle Geschlechter gleichermaßen angesprochen fühlen sollen und der generische Maskulin aus pragmatischen Gründen genutzt wird, aber als geschlechterübergreifend verstanden werden soll. Auch hier folgt LEITERbAV also seiner übergeordneten Maxime „Form follows Function“, unter der LEITERbAV sein Layout, aber bspw. auch seine Interpunktion oder seinen Schreibstil (insb. „Stakkato“) pflegt. Denn „Form follows Function“ heißt auf Deutsch: "hässlich, aber funktioniert".

Alle Bilder von Kassandra ab Februar 2025 sind KI-generiert.

© Pascal Bazzazi – LEITERbAV – Die auf LEITERbAV veröffentlichten Inhalte und Werke unterliegen dem deutschen Urheberrecht. Keine Nutzung, Veränderung, Vervielfältigung oder Veröffentlichung (auch auszugsweise, auch in Pressespiegeln) außerhalb der Grenzen des Urheberrechts für eigene oder fremde Zwecke ohne vorherige schriftliche Genehmigung. Die Inhalte einschließlich der über Links gelieferten Inhalte stellen keinerlei Beratung dar, insbesondere keine Rechtsberatung, keine Steuerberatung und keine Anlageberatung. Alle Meinungsäußerungen geben ausschließlich die Meinung des verfassenden Redakteurs, freien Mitarbeiters oder externen Autors wieder.